Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Antipoden

"Als ich vergangenes Jahr nach Neuseeland ging, kannte ich genau eine Person. Heute kann ich nur sagen, dass diese Erfahrung für mich völlig neu, wunderschön und inspirierend war. Ich werde Neuseeland als eine gefestigtere, bescheidenere, dankbarere und gleichzeitig abenteuerlustigere Person wieder verlassen."
(Caroline Jones / countryintheuk.com, März 2021)

Ein wenig auf der Flucht vor den Lockdowns dieser Pandemie, verbrachte die aus Florida kommende Künstlerin Caroline Jones im Jahr 2020 ganze 7 Monate in Neuseeland. Es sollte eine Zeit sein, die ihr Leben veränderte. Denn sie gab ihr nicht nur die Möglichkeit, sich mit einer anderen Kultur auseinanderzusetzen, sondern sie brachte ihr auch die große Liebe. Heute ist sie mit Nick Dana verlobt, der zur gleichen Zeit in Neuseeland für die legendäre Segelregatta America's Cup trainierte.

Im Interview mit nzherald.co.nz bringt sie es so auf den Punkt: "Als ich 2020 da war, gab es keine Touristen. Ich fuhr mit der neuen Liebe meines Lebens durchs Land, schrieb und nahm Musik auf, und erlebte eine völlig neue Kultur und Landschaft. Was gibt es besseres?"

Und zu americansongwriter.com: "Er ist als Segler ungefähr soviel von zu Hause weg wie ich, weil ich auf Tour bin. Ohne diese Umstände, wäre das alles wahrscheinlich nie passiert."

Das künstlerische Resultat dieser Zeit präsentierte sie am 12. November 2021 in Form ihres zweiten Studio-Albums mit dem Titel "Antipodes". Den ungewöhnlichen Titel erklärt sie im Interview mit guitargirlmag.com: "Antipoden steht für das gegenüberliegende Ende der Erde. Für mich steht es für Neuseeland, wo ich vergangenes Jahr während der Pandemie einen Großteil meines Albums gemacht habe. Und seitdem habe ich diesen Ort eben ganz besonders in mein Herz geschlossen."

Für Caroline Jones gibt es kein Genre, das sie mit ihrer eindrucksvoll dynamischen Stimme nicht zu meistern vermag. Die ersten aktiven Erfahrungen sammelte sie in ihrer frühen Jugend als Jazz- und Opernsängerin, während sie sich bald für klassischen Rock, Soul und die großen Sänger der 90er Jahre begeisterte und erst in ihren späten Teenager-Jahren Country für sich entdeckte. Einflüsse, die bis heute das künstlerisches Schaffen der 31-Jährigen beeinflussen und die sie das neue Album als Mischung aus Pop, Country und Singer-Songwriter beschreiben lässt.

12 der 13 Songs hat sie für das Projekt selbst geschrieben. Lediglich bei 'Big Love' handelt es sich um eine Cover-Version des von Lindsey Buckingham geschriebenen Fleetwood Mac Klassikers aus dem Jahr 1987. Damit kann sie nicht nur ihre fantastische Stimme unter Beweis stellen, sondern konnte sich auch über intensivstes Üben, den speziellen Chicken picking oder Hybridpicking Gitarrenstil aneignen, der für den Song so entscheidend ist.

Ebenfalls nicht unbekannt auf dem neuen Album ist der Song 'Chasin' Me', den sie bereits 2019 auf der gleichnamigen EP mit aufwendig produziertem Video veröffentlicht hatte. Er wurde zu ihrer ersten Radio Single, die in die Radio (Billboard Country Airplay) Charts gelangte. Allerdings nur bis auf Platz 51.

Dort befindet sich zur Zeit in etwa auch die erste offizielle Single seit Veröffentlichung des Albums (Platz 49). Und zwar das freche Uptempo 'Come In (But Don't Make Yourself Comfortable)'. Es entstand aus einem Spruch, den sie eines Tages im Studio von sich gab und auf dem sie später den Song aufbaute. Mit mehr als einem Augenzwinkern stellt sie im Sinne des Titels fest: ich halte dich aus, aber mehr wird auch nicht daraus (I put up with you, but you ain't getting in my pants).

Komm rein, aber parke deinen Truck verkehrt,
denn ich möchte nicht du sein, wenn ich will dass du verschwindest.

Das Video inkl. Line-Dance Sequenz wurde ebenfalls in Neuseeland gedreht. Und zwar in der wohl "einzigen Bar in Auckland, die annähernd wie eine Amerikanische Western Bar aussieht", schmunzelt Caroline Jones über den Drehort. Eine der wenigen Bars weltweit übrigens, die zu der Zeit pandemiebedingt solche Auftritte überhaupt zuließen.

Für den selbstbewussten Song 'Don't Talk to Me Like I'm Tiffany' konnte sie mit Joe Bonamassa den erfolgreichsten zeitgenössischen Blues Musiker gewinnen, der sich inzwischen ebenfalls in Nashville niedergelassen hat. Unmittelbar nach ihrem ersten Treffen hatte sie den Riff für 'Tiffany' geschrieben, der sie so an einen Keb Mo Riff erinnerte. Als sie den Song an Joe Bonamassa geschickt hatte, sagte dieser unmittelbar zu.

"Er kam ins Studio, mit seiner '59 Les Paul und seiner '51 Telecaster - unglaubliche Gitarren - baute diese unglaublichen Verstärker auf und legte los. Ich kann nur sagen, es war so inspirierend. Er ist so ein bescheidener, lustiger und cleverer Typ."

Mit 'No Daylight' feiert sie ihre persönliche Liebesgeschichte im Singer-Songwriter Stil. Das tut sie nicht nur mit Textzeilen wie 'Ich wusste, ich würde mich eines Tages verlieben, aber nicht wie sehr', und 'Dieser rutschte dem Tormann des Herzens durch', sondern auch mit dem zugehörigen Video, das aus persönlichen Reisedokumentationen ihrer gemeinsamen Reise durch Neuseeland entstanden war.

"Ich war immer romantisch, aber jetzt erst recht, nach meinen Erlebnissen vergangenen Jahres und wegen des besonderen Menschen, in den ich mich verliebt habe und den man im Video sehen kann und wie besonders er ist."

Im zerbrechlichen 'Not Love' versucht sie sich an der Hoffnung einer ungewissen Beziehung festzuhalten, während sie die Gefühle in 'If I Don't Love You' nicht länger verbergen kann, und von der Euphorie der Steel Gitarre mitgerissen wird.

Das Album endet mit einem in vielerlei Hinsicht besonderen Lied. Unüberhörbar ist 'So Many Skies' ein Duett, und zwar mit Matthew Ramsey, Leadsänger von Old Dominion. Darüberhinaus ist es von Mentor Zac Brown co-produziert, der Caroline Jones als Opening Act mit auf seine The Comeback Tour 2021 und die aktuelle Out in the Middle Tour mitgenommen hat. Und schließlich hat sie den Song nicht nur gemeinsam mit dem bekannten Songschreiber Mac McAnally geschrieben, sondern er erzählt auch ihre ganz persönliche Liebesgeschichte. Und wer ganz genau hinschaut, wird als Co-Author auch ihren Verlobter Nick Dana (ich war auf der Suche nach ihr, sie hat auf mich gewartet) angeführt finden.

Früher träumte ich meine Träume alleine,
ich dachte, es wäre der einzige Weg, sich frei zu fühlen.
Aber das Leben hat jetzt eine nie gekannte Fülle,
denn er segelte um die Welt
und ich bedeute ihm alles.
(So Many Skies / Caroline Jones, Mac McAnally, Nick Dana)

"Antipodes" ist eine vor Glück sprühende Liebeserklärung an Neuseeland, aber ganz besonders an den dort gefundenen Lebenspartner. Das ist selbst dann nicht zu überhören, wenn man den Texten keine Aufmerksamkeit schenkt. Und sollte diesem Herzens-Projekt trotz seiner modernen Produktion und den eingängigen Melodien kein kommerzieller Erfolg beschieden sein, liegt die Vermutung nahe, dass das ausnahmsweise gar nicht entscheidend ist.


https://guitargirlmag.com/interviews/caroline-jones-all-roads-lead-to-antipodes/

https://www.countryintheuk.com/caroline-jones-sit-down.html

"I found myself there in 2020 with no tourists, adventuring with my newly found love of my life, writing and recording music, and experiencing a completely new culture and landscape. What could be

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