2024: an der Kreuzung von Pop und Country

Bild
"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Neu gemacht

"Ich bin von Tulsa Oklahoma nach Nashville gezogen. Die Band von Eric Clapton zu der Zeit bestand aus Musikern aus Oklahoma. Ich freundete mich mit dem Schlagzeuger Jamie Oldaker an. Wir fuhren gemeinsam von Tulsa nach Nashville und zurück. Ich klärte ihn über Country Music auf und er erzählte mir schillernde Geschichten über seine Eric Clapton Erfahrungen."
(Ronnie Dunn / americansongwriter.com, 10. Jänner 2020)

10 Jahre nachdem sie ihre Karriere offiziell beendet hatten, veröffentlichten Brooks & Dunn im Februar 2019 ein Greatest Hits Album, das den doppeldeutigen Titel "Re-Boot" bekam. Versteckte sich darin doch gar mit dem Stiefel nicht nur ein zentrales Utensil der Country Szene, sondern möglicherweise auch die Andeutung eines Neu-Starts eines der erfolgreichsten Duos der Musikgeschichte? Jedenfalls wurden alle Songs neu eingespielt - und zwar als Duette mit Country Stars der heutigen Generation.

Trotzdem konnte man noch nicht von einem echten Comeback sprechen, waren Brooks & Dunn 2019 doch nur an einigen wenigen Terminen live zu erleben, und auch da nur im Caesars Palace in Las Vegas (gemeinsam mit Reba McEntire). Erst mit 10. Jänner 2020 änderte sich das. Denn an diesem Tag gab das Superstar-Duo dann tatsächlich die erste Headlining-Tour seit ihrem Rücktritt 2009 bekannt.

So müssen die Fans 2020 nicht länger zu Brooks & Dunn reisen, sondern die beiden kommen auf ihrer REBOOT Tour 2020 auf aktuell 20 geplanten Tour-Stops quer durch die USA direkt zu ihren Fans.

"So viel zum Ende unserer Karriere", scherzte Ronnie Runn gegenüber Music Row Magazine. Und Kix Brooks ergänzte: "Live fühlen wir uns eben am wohlsten und es wird Spaß machen, wieder im Sattel zu sitzen - let's Rodeo! Wir sehen euch auf Tour."

Am gleichen Tag (10. Jänner 2020) erschien aber auch ein protziges neues Album mit ganzen 24 Songs und dem Titel "RE-DUNN". Unschwer lässt es sich mit Ronnie Dunn in Verbindung bringen. Und in der Tat ist es sein 3. Solo-Album seit der Trennung von Brooks & Dunn 2009 und wie das Wortspiel im Titel andeutet, geht es um neu aufgenommene Songs im Dunn-Stil. Mit anderen Worten, es ist ein Album mit Cover-Songs.

Ins Rollen kam das Projekt als das Label Big Machine bei Ronnie Dunn anfragte, ob er bereit wäre 3 oder 4 Rock-Klassiker als Cover-Songs aufzunehmen, um damit das Publikums-Feedback auf den Streaming Plattformen zu testen. Ronnie Dunn zeigte sich begeistert und schnell war daraus ein Herzens-Projekt für den Künstler geworden.

"Am meisten Spaß gemacht hat es, dass ich mich an keine Regeln halten musste, sondern einfach Songs aufnehmen konnte, die mir gefielen", betonte er gegenüber Music Row Magazine."Es ist praktisch meine persönliche Playlist." Und auf seiner Homepage ergänzt er: "Ich machte es für den Sänger in mir. Ich stieg von der Bühne, setzte mich als Fan ins Publikum und ließ die Songs die Show machen."

Mit demnächst 67 Jahren spürt auch Ronnie Dunn, der als einer der besten Sänger im Genre gilt, die Vergänglichkeit der Zeit. "Ich bin kein Frischling mehr. Das, was ich stimmlich mache, hat ein Ablaufdatum. Wenn ich einige dieser Songs heute nicht singe, dann fürchte ich kann es in ein paar Jahren zu einer ziemlichen Herausforderung werden. Dann habe ich die Möglichkeit vielleicht gar nicht mehr, sie zu singen."

10 Songs aus dem Album wurden während er letzten 6 Monate, einer nach dem anderen bereits vorab veröffentlicht. Damit blieben zur Veröffentlichung aber immer noch 14 Songs über. Nicht alles sind Rock/Pop Covers, 11 Songs sind jedenfalls Country-Covers, auch wenn die Grenzen bei manchen Titeln verschwimmen. So war 'Peaceful Easy Feeling' von den Eagles ursprünglich im Rock-Umfeld der 1970er Jahre angesiedelt, heute sieht man den Song stilistisch wohl eher als einen Country Song.

Die Kritiker sind durchwegs begeistert vom Ergebnis, obwohl Cover-Alben immer kritisch gesehen werden. Besonders von den Fans, die sich meist lieber neues Original-Material wünschen, als Songs, die man bereits kennt. Ganz besonders wenn es sich um solche Klassiker handelt, wie Ronnie Dunn sie hier aufgenommen hat. Denn da stellt sich nicht zu unrecht die Frage, ob man nicht doch lieber das Original hört?!

So ist beispielsweise 'Wonderful Tonight' von Eric Clapton ein so persönlicher und großartiger Song, dass man selbst als Ronnie Dunn lieber die Finger davon lassen sollte. Auch das bekannte 'Brown Eyed Girl' bringt nichts Neues und wer bereits die perfekte Cover-Version des Hollies Hits 'Long Cool Woman' von Atlanta kennt, wird ebenfalls nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen.



Selbst die Country-Cover Versionen der George Strait Klassiker 'Amarillo By Morning' und 'The Cowboy Rides Away' haben sich im Original viel zu sehr eingebrannt, als dass sie in den neuen Versionen bestehen können. Auch wenn man klarstellen sollte, dass Ronnie Dunn 'Amarillo By Morning' nicht zuletzt deshalb aufgenommen hat, weil er den Song bereits in den 1970er Jahren gehört hatte, als er noch ein lokaler Hit war. Also noch bevor ihn George Strait aufgenommen und zum heutigen Klassiker gemacht hatte.

Trotzdem finden sich auch gelungene Versionen auf dem Album. Besonders dort, wo das Original entweder nicht so vertraut ist (wie bei 'A Showman's Life', einem Deep Cut aus dem George Strait Album "Here for a Good Time" aus dem Jahr 2011) oder da wo neue Elemente hinzugefügt werden, wie bei 'Together Again', das im Original Buck Owens zum Hit gemacht hatte.

Neben überraschender Song-Auswahl, wie 'Showdown' des Electric Light Orchestras oder 'How Long' von Paul Carrack (später ein Mitglied von Mike & The Mechanics), sticht für mich persönlich eine überraschend gelungene Version von 'If You Don't Know Me By Now' heraus. Ein Song, der im Original von Harold Melvin & the Blue Notes (1972) stammt, der einem aber wahrscheinlich in der Version von Simply Red geläufiger ist.

Daneben dürfen natürlich die üblichen Verdächtigen und erwarteten Kandidaten in Form von Hits von Bob Seger ('Aganst the Wind') oder Tom Petty ('I Won't Back Down') nicht fehlen. Unter dem Strich liefert "RE-DUNN" Rock und Country Hits der letzten mehr oder weniger 40 Jahre in einer Playlist, von Ronnie Dunn gesungen, die zwar nur bedingt Neues liefert, aber inhaltlich in jedem Fall Songs, an denen kaum etwas auszusetzen ist. Jedenfalls nicht im Original!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schlafzimmer-Song

Du wirst an mich denken!

Whiskey wegen dir

Reggae Stiefel

Irland

Garthquake