Kaltes Bier & der King der Country Music

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"Das ist es, was gute Musik ausmacht. Sie fasst das in Worte und Melodien, was Menschen oft schwer fällt, mit eigenen Worten zu sagen. Aber wenn sie den richtigen Song hören, dann fühlen sie sich verstanden. Ich denke, das ist ganz entscheidend." (Zach Top / americansongwriter.com, 5. April 2024)

Veränderung oder Entwicklung?

"Die Welt ist nicht an einem Tag kaputt gegangen,
und sie wird es auch nicht auf immer bleiben.
Aber du musst nicht gleich die ganze verdammte Sache richten,
du musst sie nur ein bisschen besser hinterlassen."
(Change the Whole Thing / Maggie Rose, Patrick Davis, Chris Gelbuda)

In seltsamer Macho-Pose ist sie auf dem Cover ihres neuen Albums zu sehen. Eigentlich ist es erst ihr zweites Album, allerdings liegen ganze 5 Jahre zwischen dem ersten und dem neuen, am 21. September 2018 erschienenen Projekt. Dazwischen liegen nicht nur 2 EP's und eine Reihe von einzelnen Singles, sondern vorallem auch viel Verzweiflung, den Anknüpfungspunkt an eine so früh und hoffnungsvoll begonnene Karriere nicht so recht finden zu können.

Musik hat Maggie Rose in den verschiedensten Facetten von Anfang an in ihrem Leben begleitet. Aus Maryland an der Ostküste der USA stammend, bekam sie noch zu High School - Zeiten die Chance als Vorgruppe für die B Street Band, eine bekannte Bruce Springsteen - Coverband aufzutreten. Dabei lernte sie nicht nur wie man ein Publikum von der Bühne aus unterhält, sondern begann auch erste eigene Lieder in ihr Repertoire aufzunehmen.

Nach dem High School Abschluss ging sie nach South Carolina an die Clemson University, wo es ihr gelang ein Demo-Band ihrer Musik in die Hände von Tommy Mottola zu spielen. Und diesem berühmten Produzenten, der unter anderem mit Diana Ross, Mariah Carey, Gloria Estefan, Shakira und Jennifer Lopez gearbeitet hatte, gefiel was er hört, so sehr, dass er einen Plattenvertrag für Maggie Rose arrangierte, bevor diese noch ihr Studium abgeschlossen hatte.

Das war genug Motivation, das Studium abzubrechen, nach Nashville zu gehen und dort 2013 ihr erstes Album aufzunehmen. "Cut to Impress" war der Titel des Projekts und es präsentierte eine 25-jährige Sängerin mit außergewöhnlicher Stimme, der die moderne Country Produktion an manchen Stellen nicht ganz zu passen schien. Zu vielseitig wirkte sie schon damals und man hört ein wenig, dass stilistisch nicht so sehr Bruce Springsteen das Thema vorgab, sondern vielmehr Shania Twain und Faith Hill, die sie während der High School am liebsten hörte.

Zwei Singles aus dem Album schafften es in die Top-40 der Country Charts. Aber gerade bei der textlich so eindrucksvollen Nachfolge-Single blieb der Erfolg aus. Stilistisch sehr traditionell gehalten, war die tragische Ballade 'Looking Back Now' über eine betrogene Frau zwischen Alkohol und Selbstjustiz wohl zu schweres Material, zu Zeiten als die Party Sounds von Bro-Country die Charts bevölkerten.



So kam es wie es kommen musste: Plattenvertrag weg, zurück zum Start! Ein Start, bei dem die Suche nach der musikalischen Identität von Maggie Rose neu begann. Erst 2016 veröffentlichte sie wieder neues Material, dass bereits im Titel zeigte, dass sie sich nicht von jemandem anderen festlegen lassen wollte: auf "The Variety Show, Vol. 1" war nur mehr wenig von den Country Anfängen des ersten Werks übrig geblieben. Pop mit elektronischen Elementen gaben den roten Faden vor.

Und doch steckte mittendrin das brilliante 'Love Me More' über Menschlichkeit und Unsicherheit, dem das emotionale Video dazu nicht nur eine dritte Dimension hinzufügt, sondern das dabei auch Maggie Rose selbst an Klavier und Stimme glänzen lässt.



Es folgte eine Reihe von eigenständig veröffentlichter Single-Veröffentlichungen, die es alle nicht mehr in die Country Charts schafften und dabei stilistisch immer mehr Raum zu greifen begannen. Und damit leider auch immer mehr ein Feedback auslösten, das Rolling Stone Country so zusammenfasste: "Wir lieben sie. Aber wir wissen nicht, was wir [stilistisch] mit ihr machen sollen!" Eine bittere, wenig Hoffnung machende Erkenntnis.

Vielleicht würde ja ein anderer Ansatz den lang ersehnten Erfolg und Durchbruch bringen. Nämlich der, auf ihre größte Stärke zu setzen - ihren Live-Auftritt, den sie in den letzten 15 Jahren perfektioniert hatte. So scharte sie im Sommer 2017 eine Reihe ihrer Lieblingsmusiker um sich, darunter die Nashville Retro-Rock Band Them Vibes, sowie ihre Touring Band, und ging mit ihnen ins Studio.



Das Ziel war klar gesteckt: ein Album zu produzieren, das genau das lieferte, was Maggie Rose auf der Bühne vermittelt. Keine technischen Tricks, keine Nachbesserungen, keine endlosen Neuversuche. Entstanden ist daraus ein Album mit 12 Songs und einer stilistischen "Mischung aus Soul, Roots, Blues, Country und Gospel mit Pop-Gefühl, von Alicia Keys bis Bonnie Raitt", wie es Rolling Stone Country beschreibt. Und wenn man genau hinhört, lässt sich sogar ein bisschen Funk entdecken.

Auf youtube kann man das Album bestaunen, denn dort finden sich die Live-Aufnahmen, die das Herz des Projektes sind. Dazu gibt es eine 4-minütige Dokumentation über die Idee und Umsetzung, sowie eine komplette Live-Präsentation des Albums vom Veröffentlichungstag am 21. September 2018.



Maggie Rose ist ein der talentiertesten Stimmen, die Nashville zur Zeit zu bieten hat. Es ist geradezu tragisch, dass das was sie über andere Künstlerinnen hebt, nämlich ihre eindrucksvolle Vielseitigkeit, gleichzeitig ihr größtes Hindernis sein soll. Es mag sie trösten, dass sie damit nicht alleine ist, wenn man etwa an Caitlyn Smith denkt, aber es wird sie mit Sicherheit nicht glücklich machen. Aber ich hoffe, sie lässt sich davon nicht unterkriegen!

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