Am Stadtrand
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Es ist ziemlich genau 10 Jahre her, dass ein 28-jähriger Musiker aus dem US-Bundesstaat Georgia mit seiner ersten Single 'Leave the Night On' auf sich aufmerksam machte. Noch im gleichen Jahr veröffentlichte er sein erstes offizielles Studio-Album mit dem Titel "Montevallo". Die noch nie zuvor gehörte Verarbeitung von R&B, Pop und Hip-Hop Elementen, sowie 4 Nummer-1 Hits in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts aus seinem Debüt-Album machten Sam Hunt in Folge in kürzester Zeit zum Superstar.
10 Jahre später ist nicht nur dieWelt eine andere, sondern auch das Country Genre. Die Einflüsse, die Sam Hunt in die Country Music brachte, sind längst zum komerziellen Standard geworden. Gleichzeitig hatte ihn der unerwartete Mega-Erfolg von "Montevallo" viel zu früh aus dem Rampenlicht flüchten lassen.
2019 umschrieb er in einem Gespräch mit Bobby Bones, warum er nicht der Superstar sein wollte, zu dem man ihn gemacht hatte: "Der Celebrity-Status, den man in diesem Job bekommt, ist für mich etwas Seltsames. Das Podest auf das man gestellt wird. Für mich ist das etwas unverdient und der ganze Fokus auf mir als Person, nur weil ich Musik mache. Denn die Musik ist ja nicht wirklich eine Reflexion meines Charakters oder meiner moralischen Einstellung, was ich für viel wichtiger halte. So ist es nur ein Talent, nicht einmal ein heldenhaftes, aber man betrachtet dich so, als ob es das wäre."
Erst 2020 war sein zweites Studio-Album mit dem Titel "Southside" erschienen. Es war nicht mehr der Aufreger, der "Montevallo" noch gewesen war. Vielmehr war es eine Sammlung seiner über die letzten Jahre veröffentlichten Songs mit einigen neuen, in deren Zentrum sein kommerziell größter Hit 'Body Like A Backroad' stand, der auf Spotify inzwischen über 850 millionenmal aufgerufen worden ist. Trotzdem kletterten erneut 4 Singles aus dem Projekt bis auf Platz 1 der Radio (Billboard Country Airplay) Charts.
"Southside" ist sein zweites und bis heute letztes Studio-Album. Was nicht bedeutet, dass Sam Hunt seitdem keine Musik mehr veröffentlicht hat. Denn nach 2 Duetten folgten bis in den Herbst 2023 sechs weitere neue Songs. Aber nur das melancholische mid-tempo '23' erreichte auch die Spitze der Radio Charts.
Erst die aktuelle Single, das gemeinsam mit Produzent Zach Crowell,
Josh Osborne und Jerry Flowers geschriebene 'Outskirts', landete schließlich wieder auf Platz 1 - und blieb Anfang Mai 2024
gleich für 3 Wochen dort stehen. Es ist wie eine nicht geplante
Jubiläumsfeier, ist 'Outskirts' doch sein 10. Nummer-1 Hit in
10 Jahren Musikkarriere!
Für den oberflächlichen Hörer scheint es ein für das Genre typischer Song über die Vorzüge des Lebens abseits der großen Stadt zu sein: irgendetwas am Sommer im Süden leuchtet einfach wie Gold, entlang der Landstraßen entlang des Flusses, wo das Gras in den Niederungen wächst.
Aber sehr schnell wird klar, dass es um eine Liebe geht, die ihre Chance vertan hat. Denn die idealisierte Vorstellung vom Leben am Stadtrand ist eine Wunschvorstellung, wie es hätte sein können, wenn es mit der Beziehung geklappt hätte.
Nach verschiedensten Trennungsgerüchten scheint es, dass
Sam Hunt diesen Fehler nicht machen wird, sondern dass vielmehr der
Traum von Frau und 2 Kindern doch noch in Erfüllung geht. Längst ist er nicht
mehr der unfreiwillige Superstar und Trendsetter von vor 10 Jahren, sondern
ein Songschreiber und Musiker unter vielen anderen, dessen Musik heute
irgendwie traditioneller klingt als damals.
Jedenfalls versucht er ein traditionelles Musiker-Leben mit dem eines verantwortungsvollen Ehemanns und Familienvaters in Einklang zu bringen. Und dabei noch musikalische Ideen umzusetzen, wie die am 5. April 2024 erschienene EP "Locked Up". Sie enthält zwar neben dem aktuellen Nummer-1 Hit 'Outskirts' nur 3 weitere Songs (darunter den ersten nicht selbst geschriebenen Song seiner Karriere), ist aber namensgebend für die im Juni startende Locked Up Tour, auf der Sam Hunt bis in den Herbst 2024 in den USA unterwegs sein wird.
Der möglicherweise autobiographische Song 'Locked Up' reicht dabei ins Jahr 2019 zurück, als Sam Hunt wegen Alkohol am Steuer für 48 Stunden hinter Gitter musste (der Rest der offiziell einjährigen Strafe war ihm erlassen worden). Er klingt jedenfalls wie eine reumütige Entschuldigung an seine Frau Hannah Fowler, die aus der Kleinstadt Montevallo im Bundesstaat Alabama stammt.
Diese ist dann auch im zugeörigen Video (nicht nur zufällig mit ihrem gemeinsamen zweiten Kind schwanger, sondern auch) in der Rolle von June Carter Cash zu sehen. Denn das Video wurde in einem ehemaligen Gefängnis in Tennessee gedreht und orientiert sich am berühmten Auftritt von Johnny Cash im San Quentin State Gefängnis von Kalifornien aus dem Jahre 1969.
Und so spricht aus Sam Hunt ein Mensch, der seine eigenen Schwächen vor Augen hat, wenn er bei countrynow.com feststellt: "Irgendwie fühlten wir uns bei dem Dreh für das Video alle ein wenig erwachsener und das war gut so."
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