Psychopath
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Am 25. August 2023 ist ihr zweites Studio-Album bei
RCA Nashville erschienen. Es ist das Nachfolgewerk zum hochgelobten
Debüt "Reckless" aus dem Jahr 2021 und wurde erneut von
Sadler Vaden produziert. Auch die optische Aufmachung erinnert mit
seinem Cover-Bild an das Vorgängerwerk.
Und wie der Titel des Albums ("Psychopath") andeutet, geht es darin nicht um hoffnungsvolle Kleinstadt-Erinnerungen, auch wenn Morgan Wade in einem Presse-Statement das Thema des von ihr geschriebenen Titelsongs relativiert: "Wenn du den Titel liest, denkst du nicht daran, dass es ein Liebeslied ist. Aber genau das ist es, und darauf stehe ich."
Bei allen 13 Titeln des Albums war Morgan Wade als Songschreiberin
entweder beteiligt oder alleinige Autorin. Und wer ihre bisherige
Lebensgeschichte ein wenig kennt, wird nicht verwundert sein, dass sich das
Thema Abhängigkeit und Depression wie ein roter Faden durch das
Projekt zieht. Trotzdem ist daraus keine Therapie-Sitzung geworden, sondern
die Themen werden in vagen Beziehungsgeschichten verarbeitet. So bleibt es
offen, ob es nur die große Liebe oder doch eine hoffnungslose Abhängigkeit
ist, wenn Morgan Wade mit der markanten Müdigkeit in ihrer Stimme in
'Psychopath' davon singt:
du könntest mein Ende sein und meine Asche im Meer verteilen.
Das macht es zwar einfacher, aber immer noch zu einem anspruchsvollen Werk
abseits oberflächlicher Mainstream-Produktionen. Und zwar konsequenterweise
bis zur musikalischen Umsetzung, die sich zwar keine stilistischen Grenzen
setzt, aber gleichzeitig ohne schillernde Auffälligkeiten auskommt. Oder wie
womeninpop.com
es umschreibt:
"Obwohl Wade unter dem Banner 'Country Sängerin' auftritt, ist ihre Musik so
viel mehr als nur ein Genre. Erwartet keine Ansammlung von Banjos oder
Fiddles, vielmehr verschmischt 'Psychopath' Country Music Vibes mit Rock,
Soul, Pop und opulenten Piano Balladen."
Es sind die emotionalen Tiefen der Texte, die das Projekt verankern und gleichzeitig den Zuhörer herausfordern. Texte, die Gefühle in Worte zu fassen versuchen, nur um am Ende feststellen zu müssen, dass es nicht immer gelingen kann. Ganz besonders intensiv ist das beim letzten Titel des Projektes der Fall. Die sich immer intensiver aufbäumende Piano-Ballade '27 Club' versucht einen Sinn im Leben zu finden, zwischen Einsamkeit, Sehnsucht und schnelllebigen Drogen. Ein Leben dessen Bestimmung eigentlich der Tod mit 27 Jahren sein hätte müssen (dem Alter, mit dem Künstler wie Amy Winehouse oder Janis Joplin verstorben sind), aber auch dazu ist es nicht gekommen:
Wesentlich leichter und eingängiger ist da schon '80's Movie', in dessen pop-rockiger Umsetzung Kino-Klassiker aus den 1980er Jahren wie
Dirty Dancing oder Harry & Sally verarbeitet werden. Oder wie
Morgan Wade es bei
stereogum.com
formuliert:
"Wenn du dich sofort gut fühlen möchtest, dann kannst du dir einen
positiven Film aus den 80er Jahren anschauen und es wird dir gleich besser
gehen. Diese nostalgisch-guten Gefühl wollten wir beim Schreiben
dieses Songs erreichen und ich denke, es ist uns gelungen."
Der Song 'Alanis' ist der Kanadisch/Amerikanischen Sängerin Alanis Morissette gewidmet, die in den 1990er Jahren mit ihrem Album "Jagged Little Pill" weltweite Erfolge feiern konnte. Aber es sind die persönlichen Probleme im Umgang mit dem Erfolg, über die sich Morgan Wade mit Alanis Morissette verbunden fühlt:
Grund genug, dass sich die angesprochene Künstlerin auch offiziell auf
Instagram dazu äußerte:
"Morgan, danke dass Du mich [als Mensch] siehst", schreibt sie.
"Tief bewegt, liebe dich."
Obwohl die dramatische Piano-Ballade 'Guns and Roses' den Titel einer legendären Rockgruppe trägt, geht es in ihr nur um
Brot und Spiele einer krankmachenden Beziehung, die von Ungewissheit
anstatt Vertrauen und Sicherheit geprägt ist:
Die Phantom-Schmerzen eines verlorenen Körperteils werden in 'Phantom Feelings' auf die verlorene Liebe übertragen, während das flehentliche 'Want'
im Gospel-Klang das Verlangen nach ihm oder ihr immer wieder betont. Das
dröhnende 'Meet Somebody' äußert unverhohlenen Frust über die sexuelle
Oberflächlichkeit der Welt:
Warum kann ich niemanden mehr kennenlernen? Alles was diese Leute wollen,
ist, auf einer Party mit jemandem zu ficken.
Rundum gelungen mit seiner Mischung aus Nostalgie und Ernüchterung präsentiert sich das selbst geschriebene 'Losers Look Like Me' als eines der Highlights des Projekts:
"Psychopath" ist kein oberflächliches Pop-Album. Gleichzeitig fehlt ihm ein wenig dessen Leichtigkeit. Und auch klanglich bewegt es sich in einem schmalen Band. Aber
wenn man sich Zeit für seine Texte nimmt, dann ist es ein höchst stimmiges Projekt, das
viele berührende Einblicke bietet. Oder wie
Morgan Wade selbst es auf X (vormals
Twitter) formuliert: "Egal was die Leute über Psychopath sagen, ich bin stolz darauf, denn es
zeigt wo ich gerade bin. Ich kann einfach nicht anders als authentisch zu
sein und ich muss das fühlen, was ich fühle. Und jetzt gerade fühle ich
genau diese Musik."
Regardless of what people say about Psychopath, I’m proud because I feel like it showcases where I am. I have no choice but to be authentic. And I have to feel what I feel. And right now, I’m really feeling the music. My sophomore album, #Psychopath, is out August 25th. ❤️ pic.twitter.com/VB2wPNEbna
— Morgan Wade (@themorganwade) May 17, 2023
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