Hurrikan

"Hurrikan Ida, einer der gewaltigsten und sich am schnellsten aufbauenden Stürme, den die Vereinigten Staaten je erlebt hatten, brachte tagelange Not und Zerstörung - ab dem Tag, an dem er in Louisiana auf Land traf, exakt am 16. Jahrestag von Hurrikan Katrina ."

(Sevil Omer / worldvision.org, 22. September 2021)

Gemeinhin wird ein Hurrikan als ein tropischer Sturm bezeichnet, der eine konstante Geschwindigkeit von 120 km/h oder mehr erreicht hat. Es fällt schwer, sich aufgrund dieser trockenen Definition seine in Kategorien zunehmende Zerstörungsgewalt vorzustellen. Während glücklicherweise die Mehrzahl der Weltbevölkerung niemals mit einem solchen Ereignis konfrontiert wird, wird es für bestimmte Regionen in der Karibik und USA zu einem immer häufiger wiederkehrendem Albtraum.

Als ein völlig unbekannter Luke Combs im Dezember 2014 gemeinsam mit Thomas Archer und Taylor Phillips an einem Song über eine unerwartete Begegnung mit einer verflossenen Liebe arbeiteten, griffen die 3 Songschreiber auf die Metaphorik eines solchen Sturmes zurück, um das zerstörerische Chaos zu beschreiben, das daraus resultierte. "Du hast meine ganze Welt zerschmettert, als du kamst und mich erwischt hast, wie ein Hurricane."

Im Herbst 2016 wurde der Song mit dem unverkennbaren Titel 'Hurricane' die erste Single des Newcomers Luke Combs. Sie erreichte im Mai 2017 die Spitze der Radio (Billboard Country Airplay) Charts und legte den Grundstein zu einem unerreichten Höhenflug, der bis heute andauert.

Aber es ist bei weitem nicht der einzige Song, der sich die Metapher Hurricane zum Thema gemacht hat. Anlässlich des Gedenkens an Hurrikan Ida aus dem vergangenen Jahr - und wohl auch ausgelöst durch den noch aktuelleren Ian - hat Will Dempsey einen viel älteren 'Hurricane' wiederentdeckt und neu aufgenommen.

Denn bereits 1980 hatten die 3 namhaften Songschreibern Stewart Harris, Thom Schuyler und Keith Stegall einen Song erarbeitet, der sich nicht im übertragenen Sinn mit den Konsequenzen eines Hurrikan auseinandersetzt, sondern der einen tatsächlichen Sturm in seinen Mittelpunkt stellt. 

Treffenderweise setzten sie die Handlung des Liedes in die am Pontchartrain-See gelegene Stadt New Orleans. Und dort wird der immer wiederkehrende Hurrikan zum Symbol des Sich-nicht-unterkriegen-lassens. So scheint der alte Mann keine Angst zu kennen, wenn er sagt:

Ich wurde geboren im Regen am Ponchartrain

unter dem Mond von Lousiana.

Der Hurrikan kümmert mich nicht,

er kommt jeden Juni vorbei.

 

Mit schwarzem Hochwasser,

Ausgeburt des Teufels,

hart und kalt und und böse,

aber niemand hat ihm gesagt,

dass es viel [mehr] Wasser braucht,

um New Orleans wegzuschwemmen.

(Hurricane / Keith Stegall, Thom Schuyler, Stewart Harris)

Es ist die Sichtweise aus einer anderen Zeit. Einer Zeit vor den unverkennbaren Auswirkungen eines Klimawandels, vor Hurrikan Katrina und vor Hurrikan Ida, dem im Video von Will Dempsey respektvoll gedacht wird. Es ist eine eindrucksvolle Begleitung für den kraftvoll neu, rockig und rauh umgesetzten Titel.

Ein Song, den Levon Helm von The Band bereits 1980 als Album Cut aufgenommen hatte, ehe Leon Everette 1981 damit nicht nur einen Nummer-1 Hit in den Hot Country Songs Charts von Billboard hatte, sondern auch den größten Hit seiner Karriere hatte.

2018 brachte die Rock Band Band of Heathens den Titel nocheinmal bis auf Platz 18 in den Hot Rock & Alternative Songs Charts von Billboard.

Jetzt ist er ein weiteres Lebenszeichen vom selbst aus Lousiana stammenden Will Dempsey, der sich hoffentlich ebensowenig davon unterkriegen lässt, dass ihn immer noch kein Label entdeckt hat.