2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Jackson Dean

"Ich mag die Rock-Seite, die es im Country gibt, aber ich liebe auch die Songs, die dich ins Herz treffen, die langsam und einfach nur ehrlich sind. Wenn ihr mich verstehen wollt, dann hört euch 'Wings' an und ihr werdet erkennen, dass ich kein Engel bin, aber dazu stehe, was ich getan habe - und immer versuchen werde, es wieder gut zu machen."
(Jackson Dean / musicrow. com, 16. April 2021)

Er selbst bezeichnet sich als Singer/Songwriter, der die akustische Gitarre der elektrischen vorzieht, und seine markant-rauhe Stimme scheint geschaffen für erdigen Roots-Rock. Zwar stammt er wie die Brothers Osborne von der Ostküste der USA (Maryland), wo er an den Wochenenden in Clubs auftrat, aber wäre er nicht wochenlang nach Nashville geflogen, um dort Songs zu schreiben, dann wäre er wohl heute nicht bei Big Machine Records unter Vertrag.

Als er im August 2020 in Nashville seinen Vertrag unterschrieb, schwärmte Label Boss Scott Borchetta höchstpersönlich: "Ab dem Moment als Jackson uns vorzuspielen begann, hatte er uns in seine musikalische Welt gebannt. Es mag nach Klischee klingen, aber Jackson ist was ganz besonderes - er ist ein wichtiger neuer Künstler und das meine ich ernst."

Es fällt schwer zu glauben, dass Jackson Dean erst 20 Jahre alt ist, wenn man ihm und seiner Musik zuhört. Im Sommer 2018 hatte er mit 'Saturday Night' eine erste Single veröffentlicht, eine Mid-Tempo Nummer über den typischen Samstagabend in einer Kleinstadt, deren Highlight nicht zuletzt seine Stimme ist. Eine Stimme, die dem Teenager zu dem Zeitpunkt bereits meilenweit voraus war.


2019 erschien eine erste, eigenständige EP mit dem Titel "Ain't No Saint", auf der Jackson Dean mit 6 selbst geschriebenen Songs mehr von sich zeigte. Stilistisch ließ er sich noch nicht so richtig fassen, vielmehr schien er noch auf der Suche nach seinem Stil zu sein, irgendwo zwischen Rock und Country. In jedem Fall bereits gefunden hatte er seine Stimme, die längst über jeden Zweifel erhaben ist.

Am 30. April 2021 ist nun sein erstes Major Label Projekt erschienen. Es trägt als Titel seinen Namen und enthält lediglich 5 Songs, ist also erstmal nur eine EP. An allen fünf ist er als Songschreiber beteiligt und hat so seine eigenen Gedanken mit verarbeitet. So stellt er gleich im rockig pulsierenden Opener 'Don't Come Lookin' über die Suche nach Abenteuer und Freiheit auf endlosen Straßen fest: sollte ich nicht wiederkommen, versucht mich nicht zu finden. Es klingt wie das Thema von Jackson Dean - seinen eigenen Weg finden und sich von niemandem davon abhalten lassen.

Das Thema scheint sich im etwas ruhigeren 'Fearless' fortzusetzen.
Ich habe keine Angst vor der Nacht
und ich fürchte keinen Kampf,
und sollte ich ihn verlieren,
habe ich ein dickes Fell,
ich stürze mich hinein,
ich habe kein Angst.
(Fearless / Jonathan Sherwood, Luke Dick, Jackson Dean)
 
Erst nach dem Refrain folgt das Geständnis, dass es da doch etwas gibt, das ihm Angst macht: nämlich sie zu verlieren. 
 

Genau das ist im Midtempo-Song 'Love You Anymore' dann offenbar wirklich passiert und Jackson Dean macht aus den vielen Bedeutungsmöglichkeiten des Titels die einzig passende: ich wünschte, das Gestern wäre nicht immer so endgültig, so wie eine verschlossene Türe, und ich wünschte, ich würde dich nicht immer noch lieben.
 
Der vierte Titel ('Don't Take Much') ist eine Liebeserklärung an das einfache Leben und die Erkenntnis, dass es nicht viel braucht, um doch alles zu haben:
Ich bin jung und frei,
wie der Wind in den Eichenbäumen,
und da ist Gold in der Sonne,
wenn ich aufwache.
(Don't Take Much / Jackson Dean, JT Harding, Marv Green)
Gleichzeitig ist es der Song, mit dem sich Jackson Dean am weitesten ins Country Territorum wagt. Ein Song, den man sich mit seiner eingängigen Melodie durchaus auch im Country Radio vorstellen kann.

Vorerst wurde jedoch der letzte Song aus der EP, nämlich 'Wings' zur ersten Single erkoren. countrylowdown.com schreibt über den Song: "'Wings' begibt sich auf die Suche danach, wie man sich von eigenen Fehlern, Schuldgefühlen und selbst zugefüger Seelenpein lösen kann", und zitiert dazu den Künstler selbst: "Ich wurde erzogen, für die Dinge, die du tust, einzustehen - egal ob sie gut oder schlecht waren. In Wahrheit wird alles ein Teil von dir." Und bezugnehmend auf den Titel des Songs: "Flügel sind wie Songs, sie können dir die ultimative Freiheit geben, sie können dich aufheben und irgendwohin bringen."
 

Ich wünschte, ich hätte Flügel,
die mich forttragen könnten, von all dem hier,
all dem Ärger, den ich verursache.
Ich wünschte, ich könnte über alles hinwegfliegen,
ich wünschte ich hätte Flügel,
anstatt all dieser Erinnerungen,
ich glaube, sie könnten mich nicht mehr verfolgen,
wenn ich nur hoch genug hinauffliegen könnte.
(Wings / Park Chisolm, Jackson Dean)

 

Jackson Dean überrascht mit seiner Musik und begeistert mit seiner vor Leidenschaft brennenden Stimme. Trotzdem wird er es stilistisch wohl schwer haben, sich einen festen Platz im kommerziellen Country Radio zu sichern. Dazu wandelt er zu wenig am angesagten Mainstream und daran sind schon vor ihm stimmverwandte Wegbereiter wie Drake White oder Ryan Kinder gescheitert. Selbst Kip Moore oder die Brothers Osborne tun sich mit ihrem dem Rock sehr verbundenen Sound im Country Genre schwer.

All das heißt jedoch keineswegs, dass Jackson Dean keine erfolgreiche Karriere beschieden sein kann. Ganz im Gegenteil, ob sie allerdings im Country Genre passieren wird, bleibt wohl fraglich. Für Fans der vorgenannten Künstler -und nicht zuletzt auch von Chris Stapleton- darf Jackson Dean jedoch ein erstmal ein strahlend neuer Stern am Musik-Himmel sein.


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