Nichts als Lügen

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"[Studio Zwei] ist unser berühmtester Aufnahmeraum. Als der Ort, wo richtungsweisende Aufnahmen von den Beatles, Shirley Bassey, Kate Bush, Massive Attack, Oasis, Adele und vielen anderen stattfanden, war Studio Zwei seit seiner Eröffnung 1932 immer der Herzschlag populärer Musik." (abbeyroad.com/studio-two)

Keine Regeln

"In der Nacht des 31. März 1984 nahm ich soviel Kokain, wie ich nur konnte und versteckte weiteren Stoff im Wert von 20.000 Dollar im Tour Bus. Ich dachte, ich würde den Entzug nicht ohne eine Notfallreserve schaffen, auch wenn es für Jessi [Colter] schrecklich gewesen sein muss, zu wissen, dass die Drogen nur darauf warteten, dass ich schwach wurde."
(Waylon Jennings / An Autobiography, 1996)

Im Juni 1984 veröffentlicht Waylon Jennings sein vorvorletztes Album für RCA Records. Es sollte das letzte Album sein, das er unter Drogeneinfluss aufgenommen hatte. Eine Sucht, die Seite an Seite mit Johnny Cash in den späten 1960er Jahren mit Tabletten (Amphetaminen) begonnen hatte und in den 1980er Jahren zu schwerem Kokain geführt hatte. Auch wenn er 1996 in seiner Autobiographie wenig Reue zeigte ("Warum soll ich das Kokain bereuen? Es war ein Teil der Zeit, in der wir lebten und der Songs, die wir sangen und der Drogen, die wir nahmen."), stand seine Karriere Mitte der 1980er Jahre kurz vor dem Kollaps.

Immer mehr Geld aus seiner erfolgreichen Karriere floss in den Erwerb von Drogen, während die Aufrechterhaltung des Musikgeschäfts zunehmend darunter litt. Daneben wirkten sich 21 Jahre Drogenabhängigkeit wenig überraschend auch auf seine Gesundheit aus. Quasi im letzten Moment gelang es ihm mit viel Glück und Unterstützung, ein vorzeitiges Ende abzuwenden und seine Abhängigkeit zu bezwingen. Als das Album mit dem von Waylon Jennings selbstgeschriebenen Titelsong über jemanden, der sich nicht gerne an Regeln hält ("Never Could Toe The Mark") im Juni 1984 erschien, war er laut eigener Aussage bereits clean.

Kritiker beschrieben das Album als "voller Energie und Groove" und Waylon Jennings bezeichnete es als das das energischte seiner Karriere, als ein "Sommer-Album", das dem Wunsch der Leute nach schnellerer Musik entgegenkommen sollte. Es beinhaltete 2 Cover Songs, und zwar von Billy Joel ('The Entertainer') und den Dire Straits ('Settin' Me Up').



Als Promotion für das Album wurden Videos für 5 Songs daraus produziert. Sie sollten eine zusammenhängende Geschichte erzählen, eingebettet in eine Rahmenhandlung, für die Schauspieler Robert Duvall als Psychotherapeuten Waylon Jennings auf der Couch befragte. Im Endprodukt waren dann auch Ehefrau Jessi Colter und Freund Johnny Cash zu sehen, und das Ganze präsentierte der Kabelsender Cinemax am Ende in seiner Fokus-Serie Album Flash.

Ob es am pulsierenden Bass lag, der seiner Zeit voraus war, oder an anderen Gründen, "Never Could Toe The Mark" wurde kein kommerzieller Erfolg! Wohl der Hauptgrund dafür, dass es bis heute nur auf Vinyl und Kassette (wenn auch längst vergriffen) veröffentlicht wurde. Die Single erreichte zwar Platz 6 in den Billboard Hot Country Song Charts, aber das Album kam nur bis auf Platz 20 in den Billboard Country Album Charts. Die schlechteste Platzierung für ein Album von Waylon Jennings seit 1970!



Am 23. August 2019 veröffentlichte Jake Owen eine Cover-Version von 'Never Could Toe The Mark' als ersten Track einer Reihe von Songs, die im Laufe der Zeit bei seinen Soundchecks entstanden waren und die er als Bestandteile einer Serie mit dem Titel "Sounds from Soundcheck" der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte. Die neue Version nimmt den Bass des Originals etwas zurück und rückt die elektrische Gitarre etwas mehr in den Vordergrund, hält sich aber sonst in höchst gelungener Weise an das legendäre Vorbild.

Damit schlägt Jake Owen gleich 2 Fliegen mit einer Klappe. Denn nicht nur demonstriert er damit sein Talent und seine Leidenschaft für vergangene Country Hits, sondern er macht sie damit auch einem neuen Publikum wieder zugänglich. Und vielleicht führt es ja sogar dazu, dass das Original-Album von Waylon Jennings doch noch digital veröffentlicht wird. Alleine der Ohrwurm 'Whatever Gets You Through the Night', geschrieben vom legendären Bob McDill, würde das rechtfertigen.

Im Übrigen wäre eine (digitale) Veröffentlichung für eine ganze Reihe von Waylon Jennings - Projekten aus der letzten RCA-Phase zu Beginn der 1980er Jahre wünschenswert, wie etwa "It's Only Rock + Roll", "Waylon & Company" oder "Turn the Page" ...

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