Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Tag der Erlösung

"Es hat mich emotional so mitgenommen, was ich sehen musste ... ein völlig vom Krieg zerrissenes Land und das, was es mit den Menschen gemacht hat, die ihn überlebt hatten. Und dann kam ich nach Hause und alles, was im Fernsehen gezeigt wurde, war der Völkermord in Ruanda. Ich konnte es nicht begreifen, warum wir in den einen Gegenden eingreifen und in anderen nicht."
(Sheryl Crow / Tennessean, 19. April 2019)

Man könnte den Vorwurf der gezielten Vermarktung anbringen, weil das Lied genau am Karfreitag veröffentlicht wird. Aber es ist viel weniger kalkuliert, als vielmehr passend, wenn ein Song mit dem Titel 'Redemption Day' (Tag der Erlösung) an der Schwelle zum Fest der Erlösung veröffentlicht wird. Inhaltlich setzt er sich mit selbst verursachtem menschlichen Leid auseinander, aber er hinterfragt auch die Motive, warum Hilfestellung nicht immer die gleiche Wertigkeit zu haben scheint.

Die vielleicht verblüffendste Parallele der neuen Single von Sheryl Crow zum Osterfest und dem damit verbundenen christlichen Glauben an die Auferstehung ist die Tatsache, dass auch der Song 'Redemption Day' so etwas wie eine Auferstehung feiert. Denn das Lied ist erstmals bereits 1996 erschienen. Und zwar auf dem gleichnamigen, zweiten Album von Sheryl Crow.

Es war  unmittelbar nach einem Besuch in Bosnien entstanden. Dort hatte sie gemeinsam mit der damaligen First Lady, Hillary Clinton, Amerikanische Soldaten besucht, die im vom 3-jährigen Bosnienkrieg zerrissenen Land stationiert waren. Das Erlebnis hatte sie nicht nur so berührt, dass sie einen Song darüber schrieb, sondern sie hatte sich auch die Frage gestellt, warum offenbar nicht alle Kriege gleich sind. Auch wenn die Opfer keine Unterschiede wahrzunehmen vermögen.

So schreibt sie im Lied:
Lasst uns eure hochtrabenden Reden hören,
ihr großen Politiker, eure Tugenden,
sie alle sind zerstört, leere Worte.
Warum haben wir solange gewartet?
Gab es da kein Erdöl zu fördern?
Kein Reichtum im Austausch
gegen verlorene Schicksale.

Immer schon stand Sheryl Crow der liberalen Seite des politischen Spektrums zugewandt und ihre Kritik an Krieg und politischen Motiven bleibt eine zeitlose, die auch andere Menschen anspricht. So wie es 2003 auch bei Johnny Cash der Fall war. Es war die Zeit des beginnenden Irakkrieges und das forderte nicht zuletzt vom lebenslangen Aktivisten Johnny Cash ein musikalisches Statement. So sprach er Sheryl Crow auf ihren Song an, weil er ihn zum Herzstück eines seiner American Recordings Alben machen wollte.

"Er gab nicht nach, wollte zu jeder Textzeile genau wissen, was sie bedeutet und er dann hat den Song so gesungen, als wäre er der wichtigste auf dem Album", erinnert sich Sheryl Crow an die Gespräche mit Johnny Cash. Nur 2 Monate später verstarb der legendäre Künstler im Alter von 73 Jahren. Erst nach seinem Tod, im Februar 2010 erschien das Album "American VI: Ain't No Grave", mit der Aufnahme des Songs.

Mit 19. April 2019 erscheint 'Redemption Day' nun nicht nur als neue Single aus einem kommenden neuen Album von Sheryl Crow (ihrem letzten, wie sie ankündigt), sondern gleichzeitig feiert Johnny Cash darauf als Duett-Partner gewissermaßen seine Auferstehung.

Ein Duett, das natürlich nur am Mischpult des Studios entstanden ist, aber trotzdem seinen Segen von den Verbliebenen erhalten hat. "Ich habe die Cash Familie gefragt, ob es ok ist, wenn ich seine Stimme verwende. Für mich fühlt es sich an, als hätte der Song jetzt endgültig seine Bestimmung gefunden und ich hoffe, dass er stolz darauf wäre, was uns damit gelungen ist", fügt Sheryl Crow hinzu.

Zu guterletzt wurde noch der bekannte Musik Video Regisseur Shaun Silva engagiert, um eine entsprechend eindrucksvolle, berührende visuelle Dimension für das Lied zu erschaffen. So lässt dieser aufrüttelnd, erschütternde Bilder mit historischer Signifikanz vor den Augen eines Kindes ablaufen, wenn der Refrain sich verzweifelt danach sehnt, frei von all dem zu sein:
Da ist ein Zug, der geradewegs
auf die Himmelspforte zufährt,
während entlang des Weges,
Kind und Mann und Frau zusehen,
und warten, auf den Tag der Erlösung.
(Redemption Day / Sheryl Crow)

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