Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Das war 2015 ...

... und was ist mir davon in Erinnerung geblieben? Was hat die Country Music Welt bewegt?

Stilwechsel

2015 war mit Sicherheit das Jahr, in dem sich die kommerzielle Country Music so sehr verändert hat wie noch nie zuvor in der Geschichte. Nach Bro-Country mit seinen Hip-Hop Elementen wurden R&B Einflüsse zum Trend des Jahres. Die Spitze des Eisberges war die Veröffentlichung des aktuellen Albums von Thomas Rhett "Tangled Up". Ein Album, das nur mehr peripher mit Country zu tun hat.

Dafür spricht nicht nur das Duett 'I Feel Good' mit Hip-Hopper LunchMoney Lewis (den man durch seinen Hit 'Bills' auch hierzulande kennt) und der dominante R&B - Sound, sondern für Billboard Magazine erinnert das Album gar an Saturday Night Fever. Anders als Taylor Swift hat Thomas Rhett das Album aber erst gar nicht für den Pop-Markt positioniert. Wo man ihn aber bis dato auch nicht wirklich kannte.

Trotzdem (oder paradoxerweise vielleicht sogar genau deshalb) stürzt sich Country Radio auf Thomas Rhett und machte erstmal 'Crash And Burn' zu einem Nummer-1 Hit. Dann folgte 'Die A Happy Man'. Wobei mit letzterer Single ein wenig zurückgerudert wird. Denn sie ist ein Lied, dem man am ehesten noch das Prädikat Modern Country abnimmt. In jedem Fall ist der Song eine sehr schöne Ballade (und auch ein sehr persönliches Lied, das Mr. Rhett für seine Freundin geschrieben hat, die auch im Video die Hauptrolle spielt). Der Titel ist inzwischen mit Platin ausgezeichnet  und befindet sich auch auf dem Weg in die Pop Top-20.

Sam Hunt

Den Weg für den Stilwechsel mit geebnet hat mit Sicherheit der Musiker, der wie kein anderer das Jahr 2015 dominiert hat. Man könnte 2015 auch als das Jahr des Sam Hunt umschreiben:

  • sein erstes und aktuelles Album "Montevallo" steht mit 900.000 verkauften Einheiten kurz vor Platin und gilt damit als erfolgreichstes Country Album 2015
  • die bisherigen 3 Singles daraus gingen alle auf Platz 1 in den Billboard Hot Country Song Charts und sind bereits mit Platin ausgezeichnet; die vierte und aktuelle Auskoppelung 'Breakup In A Small Town' steht aktuell auf Platz 2, obwohl sie kompromisslos mit Hip-Hop und R&B spielt
  • bei den American Music Awards wurde Sam Hunt als Bester Neuer Künstler über alle Musik Genres hinweg ausgezeichnet und für die im Feber 2016 kommenden Grammy Awards wurde nicht nur sein Album als Bestes Country Album nominiert sondern auch er selbst als bester Newcomer wiederum über alle Genres hinweg
Als ich im Juli 2014 über Sam Hunt in meinem Blog schrieb, kannte ihn noch niemand, heute kennen ihn wohl nur wenige noch nicht.

Girl Crush

Das spektakulärste Lied des Jahres war zweifellos der Hit von Little Big Town, der ganz zu Beginn dafür prädestiniert schien, dann ignoriert und heiß diskutiert wurde, und schließlich, als es niemand mehr glauben wollten, doch noch 13 Wochen auf Platz 1 in den Billboard Hot Country Song Charts stand; länger als jeder andere Song heuer und viele Jahre davor. Selbst in die Pop Top-20 stieß er vor und hat bis heute knapp 2 Mio. Stück (Doppel-Platin) verkauft.

'Girl Crush' ist nicht nur ein Titel, der wegen seiner missverstandenen sexuellen Einstellung diskutiert wurde, sondern auch ein Song, der eigentlich im Jahre 2015 gar kein Radio-Hit hätte werden dürfen: eine gefühlvolle Ballade getragen von mehrstimmigem Gesang und simpler Instrumentierung. Kein Anflug von Hip-Hop oder Drum-Loops, sondern nur die spektakuläre Performance von Karen Fairchild. Das spricht nicht nur für den Mut von Produzent Jay Joyce, sondern auch für den wirklich großartigen Titel, geschrieben von Hillary Lindsey, Lori McKenna und Liz Rose.

Im November wurde der Titel bei den CMA Awards als Song of the Year ausgezeichnet und im Februar 2016 ist er für einen Grammy als Bester Song des Jahres nominiert. Und das in der Gesamtkategorie, wo es gegen Ed Sheeran, Taylor Swift, Kendrick Lamar und Whiz Kalifa geht.

Trennungen

2015 war auch das Jahr der Ehescheidungen. Getroffen hat es nicht nur Jake Owen, sondern mehr als überraschend auch Reba McEntire nach 26 Jahren Ehe mit ihrem Manager Narvel Blackstock. Die wohl prominenteste Trennung aber war die des erfolgreichsten Paares der letzten Jahre: Blake Shelton & Miranda Lambert. Nach nur 4 Jahren Ehe gaben die beiden im Sommer ihre Trennung bekannt. Offizielle Gründe dafür wurden keine geliefert, was zu Unmengen an Spekulationen in den Medien führte.

Zu diesen gesellte sich bereits im Spätsommer ein neues Thema, denn da begannen sich die Gerüchte über eine neue Beziehung von Blake Shelton zu verdichten. Inzwischen ist es offiziell: Blake Shelton und Pop Star Gwen Stefani sind ein Paar. Die beiden lernten sich als Coaches bei der US-Casting Show The Voice kennen. Und da auch Gwen Stefani vor kurzem eine Trennung hinter sich hatte, verstanden sich die beiden wohl auf Anhieb. Ob es letztlich mehr als eine Überbrückung sein wird, bleibt abzuwarten. Die Medien bleiben mit Sicherheit dran.

Comebacks

Nachdem 2014 Garth Brooks sein Comeback inszeniert hatte, folgte 2015 die legendäre Band Alabama. Im September veröffentlichte die Band 14 Jahre nach ihrem letzten offizellen Album und dem Ende ihrer Karriere mit "Southern Drawl" wieder ein vielbeachtetes Album mit neuem Material.

Aber die 1980er und 1990er Jahre sind endgültig vorbei, als Alabama die Szene dominiert hatte. Dazwischen lagen nicht nur 14 Jahre Medienabwesenheit (abgesehen von einigen Gospel Alben und einem Collaboration-Tribute Album), sondern auch die Rechtsstreitigkeit mit Schlagzeuger Mark Herndon. Daher ist Alabama 2015 kein Quartett mehr sondern nur mehr ein Trio. Und wie die alten Ägypter die Kartuschen der in Ungnade gefallenen Pharaonen zerstörten, so wird heute Mark auch von jeglichem Alabama-Promo Material akribisch gelöscht, als hätte es ihn nie gegeben.

"Southern Drawl" ist für mich trotzdem ein gelungenes Album, auch wenn es nur knapp 3 Monate nach Veröffentlichung schon wieder still um die Band geworden ist. Wie zu befürchten, gibt es bis heute keine Radio-Hits zu vermelden.

Auch Reba McEntire feierte 2015 so etwas wie ein kleines Comeback. Auf dem neuen Nash Icon Label, das zur Big Machine Group gehört, veröffentlichte sie mit "Love Somebody" ihr erstes neues Album seit 2010. Und die erste Single daraus, 'Going Out Like That' zog sogar in die Charts ein.

In dieser Kategorie muss man auch den König des traditionellen Country erwähnen, der 2013 und 2014 seine Abschiedstour "The Cowboy Rides Away" veranstaltet hatte und fortan nicht mehr auf Tournee gehen wollte. 2015 veröffentlichte George Strait dann nicht nur überraschend sein neues Album "Cold Beer Conversations", sondern gab auch bekannt, dass er 2016 für vorerst 6 Konzerte in Las Vegas zu sehen sein würde. Der Vorverkauf lief aber so gut, dass nun bereits Termine für 2017 veröffentlicht wurden.

Apropos Abschiedstour: auch Shania Twain meldete sich mit ihrer ersten Konzerttournee seit 11 Jahren zurück. Allerdings ist die "Rock This Country Tour" auch gleichzeitig ihre Abschiedstour. Und das höchst erfolgreich: 70 ihrer High-Tech Shows in den USA und Kanada waren ausverkauft und nebenbei wurde Shania auch noch 50! Während sie Weihnachten in ihrer Wahlheimat, der Schweiz, verbringt, gibt es allerdings immer noch keine offizielle Aussage, ob es für 2016 auch eine Europa-Abschiedstour geben wird.

Und eines der ganz grossen Comebacks für 2016 hat sich bereits angekündigt. Denn die Dixie Chicks, die mit über 30 Mio. verkauften Alben erfolgreichste Amerikanische Frauen-Band geht wieder auf Tour. Zuerst wurde eine limitierte Europa-Tournee bekannt gegeben, dann wurde man mutiger und weitete sie aus und begab sich auch in die USA. Dorthin, wo es unglaublicherweise noch immer Menschen gibt, die die Dixie Chicks wegen ihres legendären Ausspruchs in London 2006 ("We're ashamed the President of the United States is from Texas.") verteufeln.

(Vijat Mohindra)
Die Kartenvorverkäufe für die 13 Europa- und 40 US- und Kanada Konzerte gehen laut offiziellen Aussagen aber durch die Decke und kündigen eine der größten Konzerttourneen für 2016 an.

Sängerinnen

2015 war ein kontroverses Jahr für weibliche Sängerinnen. Nachem ein Radio Consultant namens Keith Hill die offizielle Empfehlung abgegeben hatte, besser nicht zu viele weibliche Interpreten (speziell hintereinander) im Radio zu spielen, weil damit Hörer verloren gehen würden, folgten hitzige Diskussionen in allen Medien.

Zum Ende diese Jahres haben sich die Wogen wieder geglättet und zurückblickend kann man sagen, dass 2015 auch ein Jahr der weiblichen Interpreten war. Kommerziell zwar noch nicht so erfolgreich, aber doch machen sie in immer größerer Zahl auf sich aufmerksam.

Das junge Duo Maddie & Tae mit ihrem frischen, traditionellen Ansatz (ihre Single 'Fly' war heuer ein Top-10 Country Hit) kennen inzwischen die meisten. Kacey Musgraves verkauft gerade ihre Europa-Tournee aus und Kelsea Ballerini hatte mit ihrem Debütsong 'Love Me Like You Mean It' gleich einen Nummer-1 Hit. Das 2015-er Album "The Blade" von Ashley Monroe findet fast in allen Best-Of Listen eine Erwähnung.

Burning House

Un dann ist da noch Cam. Ihr Hit 'Burning House' ist zweifellos ein ganz besonderes Highlight von 2015. Mehr dazu hier. Noch im Dezember erschien ihr erstes Album "Untamed", das überraschenderweise weniger traditionell ist, als man nach 'Burning House' vermutet hätte. Und damit hat Cam wohl großes Potential nicht nur aktuell in aller Munde zu sein, sondern auch 2016 eine Rolle zu spielen.


Chris Stapleton

Ein Jahresrückblick 2015 ohne Chris Stapleton zu erwähnen, wäre wohl nicht vollständig. Siehe dazu meinen Eintrag. Man kann nur gespannt sein, wie sich das für 2016 auswirken wird. Wird Chris Stapleton 2016 eine Rolle spielen, oder wird er wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwinden? Wird sein Erfolg sich auf die Musik auswirken, die die großen Labels promoten und veröffentlichen? Es wird sich zeigen.


Festivals

2015 war nicht nur für mich durch den Besuch des CMA Music Festivals in Nashville ein Highlight, sondern Festivals liegen ganz groß angesagt im Trend. Man hat die Möglichkeit entdeckt, große Stars und Newcomer zusammenzuspannen und über mehr als 1 Tag, dem Publikum auf oft mehr als 1 Bühne die Wahl zu lassen, was es hören oder auch neu entdecken möchte. Mit dem entsprechenden Rahmenprogramm herum locken die Festivals inzwischen mehr Menschen an, als herkömmliche Konzerte und sind in der Konzertindustrie der große Renner. Einen guten Eindruck vermittelt das Promo-Video zur 3-tägigen Kicker Country Stampede in Kansas!

2015 brachte man damit aber erstmals Country Festivals auch in die Großstädte! Jeweils an die 40.000 Besucher fanden sich bei den erstmals veranstalteten Events ein und machten sie zum Erfolg: "Windy City LakeShake" in Chicago und "FarmBorough" in New York City.

Daneben hat sich aber inzwischen eine Flut von Festivals etabliert. Die wichtigsten, mit ihren Videos und Homepages: Country Thunder in Arizona und in Wisconsin (3 Tage), Tortuga Music Festival in Florida (3 Tage), Country Life Florida (3 Tage), Stagecoach Festival in Kalifornien (3 Tage), Shaky Boots Festival in Georgia, Bayou Country Superfest in Lousiana (3 Tage), Carolina Country Music Fest (3 Tage), Taste of Country Music Festival im Bundesstaat New York, Country USA in Wisconsin (5 Tage), Big Barrel Country Music Festival in Delaware (3 Tage), Jamboree in the Hills in Ohio (3 Tage), Faster Horses in Michigan (3 Tage), Country Jam Wisconsin (3 Tage), Night in the Country in Nevada (3 Tage), WE Fest in Minnesota (3 Tage), Boots & Hearts in Kanada (3 Tage), Pepsi Gulf Coast Jam in Florida (3 Tage).

Da freuen wir uns alle auf ein spannendes 2016! Prosit Neujahr!

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