Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Album des Jahres 2015?

Wer hat sie nicht, wer kennt sie nicht, wer hat sie nicht schon gesehen: die Hitlisten des abgelaufenen Jahres, die sich in endlosen Varianten in den verschiedensten Medien finden. Von den Besten des Jahres zu sprechen entspricht dabei nicht wirklich der Wahrheit. Denn bestenfalls sind es subjektiv die besten oder einfach die populärsten oder persönlichen Favoriten. Kunst und Unterhaltung liegt immer im Auge des Betrachters, wie es so schön heißt. Und unter diesem Motto möchte ich auf die Alben des Jahres 2015 zurückblicken, die mich beeindruckt haben.

Eigentlich war das Jahr 2015 ja schon mehr ein Jahr der nicht erschienen Alben. Die knallharte Geschäftsstrategie, erst mal einen Song ins Rennen zu schicken und wenn dieser hoch genug in die Charts kommt (sprich: ein Hit wird), das Album nachzuschieben, wurde für so manchen hochkalibrigen Star zum Stolperstein. Und eine ganze Reihe von Interpreten steht zum Jahreswechsel ohne neuem Album da, dafür mit einer kommerziell gescheiterten Single.

Da ist mal The Band Perry. Ganz groß sollten sie 2015 rauskommen und möglichst auch die gleich die Pop-Welt mit erobern. Mit entsprechendem Promotion-Budget wurde ein neues Image kreiert und namhafte Pop-Produzenten engagiert. Selbst Titel und Veröffentlichungsdatum des neuen Albums standen schon fest. Dann wurde die Vorabsingle 'Live Forever', unverkennbar Pop, zum Rohrkrepierer in den Country Charts (gerademal Platz 29 in den Billboard Hot Country Song Charts) und tauchte erst gar nicht in den Billboard Hot-100 auf, obwohl sogar Lady Gaga den Song in den Social Media lobenswert erwähnt hatte. Nun ist das Album auf 2016 verschoben, vorerst ohne fixem Veröffentlichungsdatum.

Ein ähnliches Schicksal, wenn auch weniger öffentlichkeitswirksam, erlitt Jake Owen. Voller Optimismus kündigte er einen Imagewechsel an, der den Party-Beach Boy durch einen Interpreten ersetzen sollte, der Musik machen möchte, die die Zeit überdauert. All das würde mit dem neuen Album 2015 angestossen werden.

Aber der Vorabsingle 'Real Life' ging es nur unwesentlich besser als der von The Band Perry. Mit Platz 17 wurde es immerhin ein Top-20 Hit, aber nachdem auch die großartige Single davor ('What We Ain't Got') nur Platz 19 erreichte, war man sich offenbar der Hitqualitäten von Jake Owens Musik nicht mehr so sicher. Und damit gibt es bis heute kein neues Album, ja nicht einmal eine Ankündigung.

Auch Fans von Gary Allan müssen schon länger auf neue Musik warten. Sein letzes Album "Set You Free" war 2013 erschienen. Die 2015-er Single im R&B-Groove 'Hangover Tonight' sollte Vorbote seines 10. Studioalbums sein. Aber als der Song nur bis auf Platz 49 in den Billboard Hot Country Song Charts kam, wurde es wieder still um ein mögliches neues Album.

Selbst ein Garth Brooks, der bei seinem Comeback im Herbst 2014 sein aktuelles Album "Man Against Machine" mit dem schriftlichen Versprechen veröffentlichte, 2015 ein zweites Album nachzuschieben, lässt nichts Neues von sich hören. Laut einer Pressemeldung aus dem Sommer war ihm sein Smartphone kaputt gegangen und damit war auch das Konzept für sein neues Album weg ...

So umwerfend erfolgreich seine Comeback Tour auch ist, so enttäuschend ist sein musikalisches Comeback. Lediglich 2 Singles wurden veröffentlicht ('People Loving People' und 'Mom'), aber als letzterer Song nur bis auf Platz 49 kam, schien man sich im Garth Brooks Camp nur mehr auf die Tour zu konzentrieren. Bis dato keine neue Single und auch kein neues Album.

Das bringt mich zu jemandem, der dieses Schicksal heuer endlich abschütteln konnte und ein neues Album veröffentlichte: "Wild Ones" von Kip Moore ist für mich eines der herausragenden Alben des Jahres. Zwar mehr Rock als Country und weniger Geschichtenerzähler als auf seinem ersten Album "Up All Night" (2012), aber die brennende Leidenschaft in seiner markanten Stimme machen das allemal wett.

Allerdings befürchte ich, dass es möglicherweise das letzte Major-Label Album (zumindest für längere Zeit) gewesen sein dürfte, das Kip Moore veröffentlicht hat. Denn weder Album noch bisherige Singles waren kommerziell sehr erfolgreich. Wenigstens wählten es Rolling Stone Magazine und Entertainment Weekly zu einem der 10 besten Country Alben des Jahres 2015.

Wie für so viele ist auch für mich das Überraschungsalbum von Eric Church "Mr. Misunderstood" My Kind of Country Album des Jahres 2015. Ob es Eric Church selbst ist, oder doch nur die PR-Abteilung seines Labels, jedenfalls blieb man dem Image des Aussenseiters nicht nur mit dem Albumtitel ("Mr. Misunderstood") und dem so country-untypischen Cover treu. Auch die Veröffentlichung wurde anders gemacht als bei allen anderen: ohne Vorankündigung, völlig überraschend (siehe dazu meinen Blog-Eintrag).

Aber vielleicht war das auch wirlich der Tatsache geschuldet, dass das Album in knapp 4 Wochen von Mr. Church geschrieben wurde. All das nimmt dem Werk nichts von seiner Tiefe und Qualität. Da geht es um Geschichten und handgemachte Musik, die unverkennbar Eric Church sind. Und auch wenn die erste Single wie beim letzten Album der Titelsong ist und wie beim letzten Album in den Charts keine Bäume ausreist, dann finden sich auf "Mr. Misunderstood" genug Hitsongs damit Eric Church im Gespräch bleibt. Und am Ende des Tages ist er ja ohnehin mehr der klassische Album-Interpret, dem es um das Gesamtwerk geht und nicht um Hit-Singles.

"Walkin A Wire" von Pete Scobell Band war heuer das Überraschungsalbum für mich. Ein unbekannter Interpret mit einer markanten Stimme und Songs, die etwas zu sagen haben. Nämlich über das Leben, das im Fall von Pete Scobell durch seine Erfahrungen an den militärischen Brennpunkten der Welt geprägt sind. Das Ganze begleitet von einem leichten Soul-Rock Touch, der mich anspricht, und wir haben eines der besonderen Alben 2015.

In die gleiche Kategorie fällt "Panhandle Rambler" von Joe Ely. Mit dem Unterschied, dass Joe Ely alles andere als unbekannt ist, ich aber nicht mehr mit so einem großartigen Album gerechnet habe.

Ebenfalls lange erwartet, und dann sogar früher bekommen als der Rest der Welt, hat mich zum Glück auch das erste Album der Brothers Osborne "Pawn Shop" nicht. Mit jedem Hören macht es definitiv mehr Spass und sollte hoffentlich die Karriere der Brüder 2016 weiter vorantreiben. Ihr zweistimmiger Gitarrensound mit verschiedensten Einflüssen hat zur Zeit keine echte Konkurrenz.


Ebenfalls nicht unerwähnt lassen möchte ich als langjähriger Alabama-Fan das Comeback Album der Band um Randy Owen. "Southern Drawl" wurde von vielen nicht sehr positiv beurteilt. Aber ich finde das Album ist besser als sein Ruf. Speziell die Balladenlastigkeit und die Alabama-typischen Harmonien sind etwas, das 2015 in der kommerziellen Country Music eigentlich nicht mehr existent ist. Und Randy Owen ist immer noch einer der besten Vokalisten, speziell für gefühlvolle Balladen.

Das Album hat seit August 2015 immerhin 50.000 Stück verkauft, aber fast schon wie befürchtet, keine Hitsingle produziert. Damit erlebt Alabama trotz vielbeachtetem Comeback ein ähnliches Schicksal wie Garth Brooks: das Radio scheint es nicht mehr zu interessieren.

Ebenfalls unter seinem Wert geschlagen hat sich das erste Album von Canaan Smith "Bronco", das mit einem Top-10 Hit gestartet ist. Die Nachfolge-Single 'Hole In A Bottle' ist meiner Meinung nach nicht glücklich gewählt ist. Sie repäsentiert das Album zu wenig, das mehr zu bieten hat als nur ein weiteres Lied über die Afterworks-Party am Freitag abend.


Fast schon verpflichtet ist man, das Album anzuführen, das auf den meisten Jahreslisten ganz oben steht und wohl nicht zu unrecht nun auch für einen Grammy nominiert ist: "Traveller" von Chris Stapleton. Ebenfalls nur positives Lob gab es für "Cass County" von Don Henley, dem Country Solo Album des Eagles Drummers.


Außen vor lasse ich das kommerziell erfolgreichste Country-Album des Jahres "Montevallo" von Sam Hunt, sowie "Pain Killer" von Little Big Town. Denn beide sind schon 2014 erschienen und "Pain Killer" war schon im vergangenen Jahr My Kind of Country Album des Jahres!

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