2024: an der Kreuzung von Pop und Country

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"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Wein in Wasser

"Heute bin ich am Ende, so am Boden,
tiefer kann man nicht fallen.
Einst hast Du Wasser in Wein verwandelt,
und nun flehe ich Dich an auf Knien,
Kannst Du mir nicht helfen,
Wein wieder in Wasser zu verwandeln?"
(Wine Into Water: T. Graham Brown / Ted Hewitt / Bruce Burch)


Mitte der 1980er Jahre begann eine Stimme in den Country Playlisten für Furore zu sorgen, die man eher auf Soul Stationen erwarten würde. Der unverkennbare Blue-Eyed Soul von T. Graham Brown, dem Weißen aus Georgia mit der schwarzen Stimme, brachte frischen Wind in die Country Charts.


Bis Ende der 1980er Jahre platzierte 'His T-Ness' 3 Nummer-1 Hits und 7 Top-10 Hits in den Country Charts, darunter so bleibende Hits wie 'Hell and High Water', 'I Tell It Like It Used To Be' und 'I Wish That I Could Hurt That Way Again'. Stilistisch ließ er sich nie richtig festlegen und er liebte es mit Hawai-Hemd und Sonnenbrille aufzutreten, unterstützt von seiner funkigen Band "The Mighty Rack of Spam".

Auf 4 Alben aus dieser Zeit demonstrierte T. Graham Brown seinen Stil aus einer Mischung von Country und unüberhörbaren Elementen aus Soul ("Come As You Were"), Blues ("Bumper To Bumper") und Rock ("Brilliant Conversationalist").


Zu dieser Zeit versuchte man sogar, ihn in Europa zu promoten und sein Soul-Rocker 'Later Train' erschien auf dem Soundtrack des Schimanski-Kinofilms Zabou.


Als aber sein fünftes Album "You Can't Take It With You" Anfang der 1990er Jahre es aus nicht ganz verständlichen Gründen nicht mehr in die Charts schaffte, ließ ihn Capitol Records fallen, es folgten Alkoholprobleme und T. Graham Brown verschwand in den 1990er Jahren zu meinem größten Bedauern von der Bildfläche.

Erst 1998 ließ er mit dem autobiographischen Album "Wine Into Water" wieder aufhorchen. Im Titelsong beschrieb er seinen Kampf mit dem Alkohol und der Song schaffte es auch wieder zumindest in die hinteren Positionen der Charts.


Aber die vorderen Chartpositionen waren inzwischen von einer neuen Generation an Interpreten besetzt und obwohl T. Graham Brown weder seine großartige Stimme verloren hatte, noch sein Gespür für großartige Songs mit viel Soul (wie beispielsweise das funkig-pulsierende 'Memphis Women And Chicken') schien sich niemand mehr wirklich dafür zu interessieren.

Es folgte 2003 das etwas ruhiger gehaltene "The Next Right Thing" und 2006 "The Present", ein Album auf dem sich Coverversionen von Standards wie 'I Can See Clearly Now', 'Bridge Over Troubled Water' oder 'You Are The Sunshine of My Life' mit Neuaufnahmen eigener und auch neuer Songs abwechseln.


Dann hörte man, abgesehen von kleineren Projekten, lange nichts mehr vom Soul-Meister T. Graham Brown. An Gewicht ordentlich zugelegt und mit langem weißen Bart war er kaum mehr wiederzuerkennen. 2014 feierte er schlieslich seinen 60. Geburtstag.


Und vielleicht war gerade dieser Schritt in ein neues Jahrzehnt der glückliche Anlass dass es nun doch wieder neue Musik von T. Graham Brown gibt! Und das Werk ist mehr als gelungen. Er hat nichts von seiner markanten, kraftvollen Stimme verloren, die Bläsersätze bringen funkigen Soul und hinzu kommt eine ganze Wagenladung an Gast-Vokalisten.

"Forever Changed" heißt das neue Album, das interessanterweise digital weltweit bereits seit August 2014 erhältlich ist, dessen Veröffentlichung als physische CD erst jetzt Ende Jänner 2015 erfolgt. Musikalisch gehört es wohl ein wenig in die Gospel-Schublade, aber seine moderne, griffige Produktion macht es mehr Mainstream, als es die Klassifizierung vermuten lässt.

Als Gastinterpreten finden sich u.a. Vince Gill, The Oak Ridge Boys, Leon Russel, Sonya Isaacs, Jason Crabb und Jimmy Fortune. Musikalisch finden sich neben den T. Graham Brown Hits 'Power of Love' und 'Wine Into Water', Standards wie 'People Get Ready' oder unbekannte Nummern wie das großartige 'Soul Talk' oder das bluesige 'Shadow of  Doubt' im Duet mit dem Urgestein Leon Russel.


Es macht soviel Freude, dieses Album zu hören, dass es mehr als verdient (obwohl überraschend) zur ersten Grammy Nominierung für T. Graham Brown geworden ist. Das Album ist für die 2015 Grammy Awards in der neuen Kategorie "Best Roots Gospel Album" nominiert. Ich halte his "T-Ness" jedenfalls die Daumen und hoffe, dass es nicht das letzte musikalische Werk bleiben wird, das wir von ihm zu hören bekommen.

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