Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Besoffene Amerikaner

"... wir heben unsere Gläser,
und es ist uns scheiss-egal, ..."

Das sind Textzeilen aus einem aktuellen Country Song; der Titel des Liedes: 'Drunk Americans', der Interpret: Toby Keith.
"Alles klar!", denkt man dann und ist geneigt, das Thema abzuhaken, oder ist es ausnahmsweise nicht ganz so trivial?

Toby Keith produziert seit 20 Jahren Country Hits, auch wenn diese in den letzten Jahren etwas rarer wurden. Seit 2009 findet sich seine Musik auf seinem eigenen Label "Show Dog Nashville" und ermöglicht es ihm fast fliessbandartig, in regelmässigen Abständen neue Musik zu veröffentlichen.


Als sein Vater 2001 bei einem Autounfall ums Leben kam, war das Anlass einen Song zu schreiben, der in den Nachwehen zu 9-11 für einige Schlagzeilen in der Medienwelt sorgte. Im Song 'Courtesy of the Red, White and Blue (The Angry American)', in dem es um den Einsatz seines Vaters als Soldat für die USA geht, und den Vater dabei ein Auge kostete, kam unter dem Eindruck von 9-11 die kontroversielle Textzeile " ... und es wird euch leid tun, dass ihr euch mit den USA anlegt, denn wir werden euch in den Arsch treten, denn so läuft das in Amerika ... " vor. Der Titel ging trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) auf Platz 1.

Als Toby Keith sich in Folge auch mit den Dixie Chicks anlässlich deren offizieller Kritik an Präsident Bush in einen regelrechten Disput einließ, schien sein Ruf als rechtslastiger Republikaner einzementiert.


Seitdem versucht er dieses Image wieder los zu werden,  hat sich vermehrt den Demokraten zugewandt und auch Barack Obama unterstützt. In den letzten Jahren ist es in dieser Hinsicht ruhiger um Toby Keith geworden und er hat wieder mehr musikalische Schlagzeilen gemacht.


Allerdings auch hier vorwiegend mit Hit Songs, in den es (zumindest vom Titel her) vorwiegend um Alkohol geht, wie 'Get Drunk and Be Somebody', 'Beers Ago', 'Get My Drink On', 'Whiskey Girl' oder  'Drinks After Work'.

Zwei seiner größten Hits befassen sich ebenfalls mit diesem Thema: 'I Love This Bar' (2003), das so erfolgreich war, dass es seit 2005 eine Restaurantkette in den USA gibt, nämlich "Toby Keith's I Love This Bar & Grill". Dort findet man gitarrenförmige Bars, Amerikanische Speisen und Live-Musik.

Sein größter Hit wurde 2011 'Red Solo Cup' über den roten Plastikbecher, der für manchen zum einsamen Begleiter auf Parties wird. Der Song mit simplem Mitsing-Refrain stieg bis auf Platz 15 der Pop-Charts und das prominent besetzte Video liegt auf youtube bei über 21 Mio. Klicks.

Daneben war Toby Keith auch in kleineren Film-Projekten tätig, darunter "Broken Bridges" und die Action Komödie "Beer For My Horses", die aus dem Hit-Duet gleichen Namens mit Willie Nelson stammte.


So tauchte Toby Keith 2013 irgendwie doch überraschend auf Platz 4 der offiziellen Forbes Liste der bestverdienendsten Musiker der Welt auf. Hinter Madonna, Lada Gaga und Bon Jovi scheffelte er 2013 satte  $65 Millionen an Einkünften. Das bescherte ihm sogar das Cover des Forbes Magazines.


Auch 2014 landete er mit diesem Betrag still und heimlich auf Platz 10. Still und heimlich vorallem deshalb, weil Toby Keith seit rund 10 Jahren keinen Musik-Award mehr erhalten hatte und meist auch gar nicht mehr nominiert wurde. Mit viel Glück durfte er als musikalischer Gast auftreten.

Und das bringt uns zurück zum aktuellen Song 'Drunk Americans', der Vorab-Single des kommenden 2015er-Albums "35 MPH Town". Was macht diesen Song nun vielleicht doch etwas anders, als er auf den ersten Blick zu sein scheint?

Geschrieben wurde der Song (gemeinsam mit Bob Dipiero und Shane McAnally) von Brandy Clark, einer der aufstrebendsten jungen Künstlerinnen Nashville's, deren Debut Album "12 Stories" im Jahre 2013 von allen Kritikerin nur höchstes Lob erhalten hatte und auf vielen Best-Of Listen des Jahres ganz weit vorne landete.


Und wenn man sich die Zeit nimmt, dem Text von 'Drunk Americans' zu lauschen, wird man feststellen, dass es nicht wirklich explizit ums "besaufen" geht, sondern dass dies lediglich ein eingänglicher Platzhalter dafür sein soll, dass wir alle nur Menschen sind. Und in dem Fall wird das dahingehend präzisiert, dass wir speziell dann alle Menschen sind, wenn wir gemeinsam was trinken. Und es wäre halt kein Country Song (speziell keiner von Toby Keith), wenn die Präzisierung dann noch in die patriotische Ecke getrieben wird: es müssen halt Amerikaner sein.


In Country-musikalischen Zeiten, in denen der Alkohol nicht nur in Liedtexten überhand zu nehmen scheint, sondern auch deren Auswirkungen bei Konzerten zu grösseren Problemen wird, ist es natürlich fraglich, ob so ein Aufhänger der richtige ist. Positiv anerkennen muss man allerdings, dass das Lied in der Tat daran appelliert, dass wir im Inneren alle nur Menschen sind, egal wie unterschiedlich unsere Äusserlichkeiten auch sein mögen.

"Wir sind nicht Ost, wir sind nicht West,
wir sind nicht links, wir sind nicht rechts,
wir sind nicht schwarz, wir sind nicht weiss,
wir kommen nur her, um was zu trinken.

Wir heben unsere Gläser,
und es ist uns scheiss-egal,
ob du Demokrat oder Republikaner bist,
wir sind einfach froh, hier zu sein,
und wie Du siehst,
sind wir alle nur betrunkene Amerikaner"

Nach 12 Wochen in den Charts ist der Song nur bis auf Platz 33 gestiegen, aber wenn die letztendliche Botschaft des Textes lautet, dass die Menschen nur bei gemeinsamem Alkoholkonsum gleich sind, dann ist es doch noch gut, wenn kein wirklicher Hit daraus wird.

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