Reboot II

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"Das spannende war, dass es uns nicht darum ging, die ursprünglichen Aufnahmen oder Arrangements, oder unsere eigenen Visionen umzusetzen. Wir gaben ihnen die Freiheit, unsere Songs mit ihren eigenen künstlerischen Visionen aufzunehmen." (Ronnie Dunn [Brooks & Dunn] / billboard.com, 16. September 2024)

Du wirst mir (nicht) fehlen!

"Ich bin noch da, aber eigentlich auch nicht mehr. Ich spiele keine Gitarre mehr und singe nicht mein Lied. Aber was zählt, ist dass ich der Mann bin, der Dich bis zum Ende liebt. Du bist der letzte Mensch, den ich lieben werde, Du bist das letzte Gesicht, an das ich mich erinnern kann. Ich werde Dich nicht vermissen".

Nein, das ist nicht der Text aus einem kitschigen Liebeslied. Es ist auch kein Happy-Party-Song. Viel tiefer gehen diese Worte und man beginnt sie erst so richtig zu erfassen,  wenn man die ganze Geschichte dazu kennt.

Denn erst dann fällt jeder oberflächliche Kitsch, der im ersten Moment da zu sein scheint, wortlos ab und lässt eine emotionale Leere zurück, die einem unweigerlich die Tränen in die Augen drückt.

'I'm Not Gonna Miss You' wurde im Jänner 2013 aufgenommen. Es gilt als das letzte Lied, das Glen Campbell aufgenommen hat. Und das tieftragische dabei ist nicht, dass der Rhinestone Cowboy, dem wir unerreichte Klassiker verdanken (wie 'Gentle On My Mind', 'By The Time I Get to Phoenix', 'Whichita Lineman', 'Galveston', 'Rhinestone Cowboy' oder 'Southern Nights') zum Zeitpunkt der Aufname 77 Jahre alt war.


Das wirklich Tragische dabei ist, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits 2 Jahre mit der Diagnose "Alzheimer" lebte und das Fortschreiten der Krankheit nicht mehr aufzuhalten war. Neben Krebs ist Alzheimer vielleicht die gefürchtetste Krankheit unserer Zeit. In gewissem Maße ist sie vielleicht sogar schlimmer, weil sie uns unsere Erinnerung nimmt, etwas zutiefst Menschliches und uns immer mehr aus dem Leben selbst ausschließt.


Glen Campbell ist mit der Diagnose 2011 an die Öffentlichkeit gegangen und hat versucht mit der Unterstützung seiner Frau, den Kampf gegen die heimtückische Krankheit aufzunehmen. Ein letztes Album (das hochgelobte "Ghost On The Canvas", aus dessen Session noch das 2013er Postscript Album "See You There" folgte), eine letzte Abschiedstour. Bis zuletzt schien er sich auf der Bühne noch am sichersten zu fühlen. Aber schliesslich reichte der Wille nicht mehr. 2014 wurde bekannt gegeben, dass Glen Campbell in einem Pflegeheim Aufnahme gefunden hatte.


Das allerletzte Projekt Glen Campbell's ist 'Glen Campbell: I'll Be Me', eine von Julian Raymond erarbeitete Dokumentation über das Leben des Entertainers. Dazu begleitete ihn der Regisseur u.a. auf seiner Abschiedstour. Das Werk wird am 24. Oktober 2014 in ausgewählten Kinos in den USA vorgestellt und von einer EP mit 5 Liedern begleitet.


Neben der Cover-Version von 'Gentle On My Mind' durch die Band Perry, befindet sich darauf auch das Lied 'I'm Not Gonna Miss You', die letzte Song Aufnahme von Glen Campbell. Dazu wurde nun ein von James Keach produziertes Video veröffentlicht, das in seiner Intensität an 'Hurt' von Johnny Cash erinnert. Beide befassen sich mit der Vergänglichkeit des Lebens und verbinden auf eindringliche Weise heile Bilder von gestern mit der Wortlosigkeit von heute und dem unaufhaltsamen Ende des Weges ...

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