Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Das mit Abstand beste Schmerzmittel

Am häufigsten vergleicht man sie mit der legendären Band Fleetwood Mac. Sie zählen zu den Gruppen mit den besten Harmonie- und Satzgesängen in der Branche. Seit ihrem Mega-Sommerhit 'Pontoon' 2012 kennt sie jeder, die Gruppe Little Big Town.

In verschiedenen Formationen seit 1998 tätig, dauerte es bis 2005/2006 dass sie mit 'Boondocks' endlich ihren ersten Top-10 Hit landeten, der heute noch zu ihren "Signature-Songs" zählt. Aber erst mit 'Pontoon' begann auch die breitere Öffentlichkeit von Little Big Town wirklich Notiz zu nehmen.

Little Big Town zeichnet sich durch einen sehr eigenständigen Sound aus, der mal mehr in Countrybereiche, dann wieder mehr in Rock-Gefilde vorstößt, getragen von ihrem Markenzeichen, dem vierstimmigen Gesang.


Mit 21. Oktober erschien nun ihr sechstes Studioalbum "Pain Killer", das schon vorab für seine Vielseitigkeit in den höchsten Tönen gelobt wurde. Als Vorabsingle wurde 'Day Drinking' ins Rennen geschickt, das von seiner beschwingten Atmosphäre an 'Pontoon' erinnert, aber mit dem gepfiffenen Refrain und Marching-Drum Sets neue Akzente setzt. Besonders spektakulär war der Song bei der Live-Vorstellung bei den CMT-Awards im Juni 2014 in Szene gesetzt: ein wohl etwas von der Blue Men Group inspiriertes Konzept, bei dem nach Schlagzeug-Opening die Gruppe und Band komplett in weiss gekleidet auftrat, ehe sie gegen Ende des Songs in bunte Farben und Nebelwolken getaucht wurde.

Little Big Town ist mutig genug, das neue Album keinen Trends folgen zu lassen. Bro-Country Sounds über nächtliche Abenteuer am Flußufer mit Pick-ups und Bier sind abwesend. Getragen wird es immer wieder vom mehrstimmigen Gesang, starken Pop/Rock Elementen und einem inzwischen unverkennbaren Little Big Town Sound.

Für Abwechslung ist gesorgt. Sei es beim Titelsong 'Pain Killer', der gutgelaunt mit Reggae-Rythmen spielt, sei es bei einem der absoluten Höhepunkte eines höchst bemerkenswerten Albums: 'Girl Crush'.

Bei dieser bittersüßen Ballade, fast akustisch instrumentiert, steht die Lead Stimme von Karen Fairchild kraftvoll und zugleich zerbrechlich im Mittelpunkt. Dazu der provokative Titel im Zusammenhang mit einer weiblichen Sängerin (sinngemäß: ich habe mich in ein Mädchen verknallt). Spätestens bei den letzten 20 Sekunden des Liedes, Gänsehaut-Acapalla gesungen, hat man wohl auch den tieferen Sinn dieses Wortspieles und den damit verbundenen Emotionen verstanden.
"Ich will ihre langen blonden Haare,
ihre magischen Berührungen ...
Ich möchte ihre Lippen kosten,
denn die schmecken nach Dir ..."
Betörend psychodelisch kommt 'Faster Gun' daher, das die Unerreichbarkeit einer Frau mit einer Westernszene vergleicht, bei der der Gesetzlose immer auf der Flucht ist und man hofft, dass er schliesslich auf einen schnelleren Schützen trifft. Passenderweise übernimmt Jimi Westbrook die Lead Stimme dieser verwegenen Nummer.

Der mitreisenden Macht von 'Stay All Night' kann man sich kaum entziehen. Da glaubt man, feine Blues- oder Gospelansätze zu hören, um dann doch von Satzgesang und Percussion hinweggerissen zu werden. Wieder drückt Jimi Westbrook dem Titel seine Stimme auf.

Ein fulminantes Ende beschert uns die Gruppe im letzten Drittel des Albums. Erst die Bluegrassnummer 'Save Your Sin' mit Hardrock-Gitarren aufgepeppt und einer mit Lead Vocals brillierenden Kimberly Schlapman, dann das keltisch angehauchte 'Live Forever'. Eine fast akustische Ballade mit wunderbarem vierstimmigen Gesang, in den man sich nur rückwärts hineinfallen lassen möchte, weil man weiß, er fängt einen sicher auf.

Brilliant wagt sich Little Big Town in bombastische Rock-Gefilde mit 'Things You Don't Think About'. Unverkennbar bleibt der mehrstimmige Refrain, von weiblicher Leadstimme geprägt.

'Turn the Lights On' beginnt mit 1 1/2 Minuten Instrumentals, die sich wie ein kommender Gewittersturm aufzubauen beginnen, ehe die Vocals mit mächtigen Chor-Effekten und elektronisch verzerrten Gitarren einsetzen. Ehemaliger Punk Rocker und jetziger Produzent Jay Joyce in seinem Element!

Erst die akustische Abschlussballade 'Silver and Gold' lässt wieder Zeit zum Luftholen. Da verliert man sich wieder gerne im mehrstimmigen Gesang der Gruppe.

"Pain Killer" ist ein außergewöhnliches musikalisches Werk, das die aktuellen Trends abperlen lässt, wie ein Fels in der Brandung der Gezeiten. Musik die sich nicht an Spielregeln oder Vorgaben hält, sondern auch morgen noch interessant und spannend klingen wird. Und dabei doch die unverkennbare Handschrift von Little Big Town trägt.
http://itunes.littlebigtown.com/


P.S.: Dass LBT gerne mit anderen Stilrichtungen spielt, findet man schnell heraus, wenn man sich ein wenig im Netz umsieht - oder zu einem ihrer Konzert geht, denn da wird auch schon mal das eine oder andere Cover präsentiert:

'Chain' / Fleetwood Mac
'Moves Like Jagger' / Maroon 5
'Rolling in the Deep' / Adele
'Grenade' / Bruno Mars
'My Home's In Alabama' / Alabama
Scattered, Smothered & Covered 

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