Spottbillig
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Texas ist so groß, dass es in vielerlei Hinsicht eine Welt für sich
ist. Ganz besonders gilt dies für die Musikszene, deren Stars oft kaum bis
über die Grenze des Bundesstaates hinaus bekannt sind. Und es häufig auch gar nicht sein
wollen.
Einer, der trotzdem den Schritt gemacht hat und das mit viel Erfolg, ist der
36-jährige ehemalige Rodeo-Reiter aus Sebastopol, einer winzigen Gemeinde mit
ukrainischem Namen im Herzen von Texas. Sein Name ist
Cody Johnson, aber seine Fans nennen ihn liebevoll CoJo. Er hat die Türe ins
restliche Land nicht nur weit aufgestoßen, sondern er steht mit seinem dritten
Album für das Major Label Warner Nashville inzwischen unübersehbar
breitbeinig in beiden Welten. Wie es sein Auftritt vom 2. Februar 2024 in der
mit rund 20.000 Fans ausverkauften Bridgestone Arena im Herzen von Nashville
eindrucksvoll beweist.
So steht Cody Johnson nur kurz danach mit 'The Painter', einer von Benjy Davis, Kat Higgins und Ryan Larkins geschriebenen Liebeserklärung, die er seiner Frau gewidmet hat, in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts vom 1. März 2024 auf Platz 1. Es ist nach 'Til You Can't' aus dem Jahr 2021 sein zweiter Nummer-1 und der dritte Top-10 Hit (nach 'Human') in Folge.
Aktuell hält die Single bei über 66 Mio. Streams auf Spotify und ihr gelungener Text macht die Kunst des Malens zur Metapher für eine Liebe, welche die Welt mit bunten Farben neu erschafft. Es ist die erste Single aus dem am 3. November 2023 veröffentlichten Album "Leather". Ein Projekt, das musikalisch keine Kompromisse eingeht, sondern zweifelsfrei country mit einem Schimmer von Texas ist.
Mit dem von Ian Munsick, Jeremy Spillman und
Rivers Rutherford geschriebenen Titelsong über die Eigenschaften eines
Cowboys identifizierte Cody Johnson sich so sehr, dass er den Song nicht nur
unmittelbar aufnahm, sondern ihn auch zum Namensgeber des Albums machte.
"Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere, an dem ich mich bei niemandem
mehr rechtfertigen muss. Deshalb nehme ich auf, was ich will. Und deshalb
hat das Projekt eben genau diesen Titel", betonte Cody Johnson selbstbewusst gegenüber
countrynow.com.
12 Songs beinhaltet das Album und eine für den Spätsommer oder Herbst 2024 in Aussicht gestellte Deluxe-Version soll diesem 12 weitere hinzufügen. Noch ist nicht klar, was die Nachfolge-Single zu 'The Painter' sein wird. So legt sich der Künstler auch bei americansongwriter.com nicht fest, wenn er sagt: "Lasst uns die nächste Single nicht planen. Lasst uns schauen, was passiert ... was erfolgreich streamt, was bei Konzerten erfolgreich ist. Lasst es die Songs selbst austragen, anstatt irgendeinen Algrorithmus einzusetzen."
Ein Song, der sich dafür aufdrängen würde, ist 'Dirt Cheap'. Denn die von Josh Phillips geschriebene Ballade ist in jedem Fall ein Textbuch-Beispiel dafür, was Country auszeichnet.
Die Produktion ist mit Piano und Steel Gitarre als primäre Instrumentierung
auch für eine Ballade sehr zurückhaltend. Aber das ist auch so beabsichtigt.
Denn dadurch rückt die angenehme Bariton-Stimme von Cody Johnson ganz ins
Zentrum des Songs und der Zuhörer kann gar nicht anders, als ihr zuzuhören.
Denn die Country Music liebt es wie kein anderes Genre, Geschichten zu
erzählen. Und 'Dirt Cheap' ist genau solch ein Story-Song, dem
es mit der richtigen Wortwahl in nur 4 Minuten gelingt, ein lebhaftes
und berührendes Bild von einer Lebenssituation zu schaffen, welche man
schließlich nachvollziehbar vor Augen hat. Der Text verknüpft persönliche
Erinnerungen mit persönlichen Werten. Und wenn
Cody Johnson stellenweise zu sprechen beginnt, dann unterstreicht das
den Aspekt des Erzählens von einem Ereignis, das wirklich stattgefunden haben
könnte.
Nicht ganz unerwartet geht es in 'Dirt Cheap' um Tradition und Familie und die eigenen Wurzeln, als Konstrast zu wirtschaftlichen Aspekten. So greift der Song auf die alte Lebensweisheit zurück, dass man mit Geld eben doch nicht alles zu kaufen vermag.
Letztlich verarbeitet Songschreiber Josh Phillips den Text nicht nur
mit einer eingängien Melodie, sondern er bringt als Sahnehäubchen noch das für
Country Songs so typische Element des Wortspiels ein. Ein Wortspiel, das
bewusst aus dem Zusammenhang gerissen, zum Titel des Liedes wird. Denn während
der Text vom Land spricht, das es nicht billig zu kaufen gibt, macht der Titel
das Gegenteil daraus und nennt es spottbillig (=dirt cheap). Was
den oberflächlichen Zuhörer erstmal auf die falsche Fährte lockt. Oder mit
anderen Worten es notwendig macht, auf den ganzen Text eines Songs zu hören,
um ihn erst richtig zu verstehen.
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