Westwärts

"Gone West verzaubert mit Canyons aus schimmernden Harmonien, den zu Herzen gehenden Texten und den hoffnungsvollen Gedanken, dass wir uns alle dahin weiterentwickeln, was unsere Bestimmung ist - eine universelle Botschaft, die zu einem Licht in finsteren Zeiten wird, genau dann, wenn wir es am meisten brauchen."
(Cillea Houghton /soundslikenashville.com, 11. Juni 2020)
Als die junge Kalifornierin Colbie Caillat im Juli 2007 ihr Debüt-Album "Coco" veröffentlichte, konnte sie noch nicht wissen, dass sich darauf mit 'Bubbly' bereits ihr erster, weltweiter Pop-Hit befand. Sogar in Deutschland wurde sie 2008 für einen Echo-Award als Newcomer des Jahres nominiert und noch im gleichen Jahr gewann sie für ihr Duett 'Lucky' mit Jason Mraz einen Grammy für die beste Pop-Zusammenarbeit des Jahres.

8 Jahre später war sie nicht mehr die große Hitmacherin in den Charts, was dazu führte, dass sie ihr sechstes Studio-Album, das sommerlich fröhliche "The Malibu Sessions" eigenständig veröffentlichte. Das, was wie ein sachter Neubeginn aussah, sollte in Folge auch wirklich neue Früchte tragen. Denn aus den musikalischen Kontakten, die sie 2016 auf der Tournee für das Album knüpfte, entstand 2018 ein musikalischen Quartett, das sich nicht nur auf unter die Haut gehende Harmonien konzentrierte, sondern auch ganz stark nach Nashville schielte.

Mit dem Gruppennamen Gone West verweisen die vier Bandmitglieder darauf, dass ihr aktueller Lebensmittelpunkt an der US-Westküste liegt. Ja, Justin Young kommt sogar aus Hawaii, wo er sich bereits einen Namen als Künstler gemacht hat. Privat sind die 4 Musiker seit längerem als Paare zusammen.

Am 12. Juni 2020 ist nun das erste Album in voller Länge von Gone West unter dem Titel "Canyons" erschienen. Justin Young beschreibt das Projekt mit den Worten: "Wir haben alle unterschiedliche musikalische Vorlieben, Erfahrungen und Persönlichkeiten mit in das Projekt gebracht und wenn einer von uns nicht dabei gewesen wäre, dann würde das Album nicht das sein, was es nun ist." Und Colbie Caillat ergänzt: "Das Album erinnert mich an Südkalifornien, wo ich aufgewachsen bin und Classic Rock von den Eagles oder Fleetwood Mac gehört habe, diese akustischen Gitarrenklänge, die vierstimmigen Harmonien, Lieder über Liebe und Verlust - eine Nostalgie, die ich mag."



Diese verklärte Romantik umschreibt die Gruppe im selbstgeschriebenen, gleichnamigen Song 'Gone West' mit den Worten:
Ich habe mich nach Westen aufgemacht,
wie ein Steppenläufer [Tumbleweed] auf dem Highway,
ich habe mich nach Westen aufgemacht,
dort, wo die Canyons ins tiefe blaue Meer stürzen.

Die Top-30 hat die melancholische erste Single über das was-wäre-wenn in den Radio (Billboard Country Airplay) Charts bereits erreicht. Und 'What Could've Been' glänzt dabei mit 4-stimmigen Harmonien, wie man sie aktuell nur von Little Big Town kennt, deren Formation ebenfalls aus 4 gemischten Stimmen besteht. Ein fast akustischer Sound, der sich als roter Faden auch durch den Rest des Albums mit seinen 13 Songs zieht. Ohne Ecken und Kanten schmeichelt sich Gone West in die Gehörgänge und bleibt dort, fast unerwartet, hängen.


So wie das tiefgehende 'This Time', das nach dem Massenmord in Las Vegas entstanden war und zur Zeit, als Tom Petty verstarb, für dessen Konzert die vier noch Tickets gekauft hatten. Ein Lied über das Hier und Jetzt, bei dem sie der nahmhafte Songschreiber Tom Douglas unterstützt hatte, um eindrückliche Zeilen wie diese zu schaffen:

Das Leben und die Liebe altern nicht wie guter Wein.
Es bleibt keine Zeit, auf die süßesten Reben zu warten.
Das Morgen ist eine Umhang, den wir zu tragen hoffen,
wenn das Gestern schon Supermans Kryptonit ist.
Lasst uns also das Glas füllen und noch heute trinken,
denn das nächste Mal könnte es kein dieses Mal mehr geben.

Es bricht mir das Herz, dass ich Tom Petty nie sehen durfte,
aber ich gebe nicht auf und werde den selben Fehler nicht wieder machen.
Ich werde mich rechtzeitig entschuldigen,
und dich jetzt küssen, denn der Himmel wartet nie.
(Tom Douglas, Jason Reeves, Danelle Reeves, Justin Young, Coblie Caillat)

In Zeiten von Corona finden auch Album-Veröffentlichungsparties nicht so statt, wie sie es sonst tun. Also ist Gone West bereits vor Sonnenaufgang aufgestanden und hat sich auf eine wunderschöne Felsklippe (genannt The Narrows) bei Nashville begeben, um dort Songs aus dem neuen Album zu präsentieren, dessen Titel irgendwie genau zu dieser Kulisse passt.