Waylon Jennings lebt - möchte man meinen, wenn man in das aktuelle Album von
Sturgill Simpson aus dem Jahre 2014 heinein hört! Es ist abolut verblüffend, wie der im vergangenen Jahr so hochgelobte Mann aus Kentucky singt, wenn man dazu die unverkennbare Stimme der Legende
Waylon Jennings im Hinterkopf hat. Augen schliessen und man ist sich sicher, einen unveröffentlichten Titel von Waylon aus den 1970ern zu hören.
Vor 13 Jahren, im Februar
2002 verstarb
Waylon Jennings an Komplikationen seiner Diabetes Erkrankung im Alter von 64 Jahren. Es würde hier mehr als einen Blog-Eintrag füllen, das Leben des Country Outlaws nachzuzeichnen. Aber ich denke jeder, der sich schon mal mit Country beschäftigt hat, wird über Jennings gestolpert sein, der so oft in einem Atemzug mit
Willie Nelson genannt wird. Nicht zuletzt weil die beiden befreundet waren, und gemeinsam Nashville den Rücken zukehrten, um in den 1970ern nach Texas zu gehen, und dort ihre eigene, vom damaligen Hippie-Folk-Rock beeinflusste Country Music zu kreieren.
Vor knapp 1 Jahr, im Mai
2014 veröffentlichte der fast unbekannte Singer-Songwriter
Sturgill Simpson auf dem kleinen Label High Top Mountain (für Europa über das Britische Label
Loose Music) sein zweites Album mit dem schrägen Titel "
Metamodern Sounds in Country Music", das sein Leben komplett verändern würde.
Billboard Magazine und der
New York Times war es einen Artikel wert,
Esquire Magazine bezeichnete es als Meisterwerk. Und das obwohl die Musik nicht auf regulären Country Stationen zu hören war. Denn ohne die Unterstützung eines Major Labels ist eine Radio Chart Präsenz kaum möglich. Entsprechend wurde auch das Album in das
Americana-Genre geschoben, einem Nischensegment zwischen Country, Rock und Red Dirt Music, das jedenfalls mit Pop nichts am Hut hat.
Und dann begann der Hype um
Sturgill Simpson langsam zu wachsen, was sich natürlich positiv auf die Verkaufszahlen auswirkte. Mit Jahresbeginn 2015 waren davon über 100.000 Stück verkauft und es war für einen
Grammy als bestes Americana Album 2014 nominiert. Immer mehr begann die breite Öffentlichkeit Notiz zu nehmen und nachdem er bei
David Letterman zu Gast war, begannen auch Major Labels erstes Interesse zu bekunden. Im Jänner 2015 wurde schliesslich verlautbart, dass
Atlantic Records Sturgill Simpson unter Vertrag genommen hatte.
Laut
Sturgill Simpson entstand das Konzept des Albums nach dem Lesen von Literatur zum Thema Kosmology, Psychologie und Physik. Diese Gedankenwelt versuchte er mit menschlichen Erfahrungen aus Alltagssituationen zu verschmelzen, was zu sehr ungewöhnlichen Texten führte. Der erste Titel des Albums beispielsweise ('
Turtles All The Way Down') bezieht sich auf eine Indianische Mythologie über die Erde und deren Verankerung im Kosmos.
Eine Geschichte, die man auch im NLP-Klassiker "
Der Reigen der Daimonen" von
John Grinder findet und die erklärt dass die Erde auf dem Rücken einer Schildkröte ruht. Und diese wiederum auf einer anderen Schildkröte und diese wiederum auf einer anderen Schildkröte ...
Schildkröten bis ganz hinunter.
Wer wie ich
Waylon Jennings liebt, ganz besonders auch wegen seiner unverkennbaren Stimme, den wird auch
Sturgill Simpson in seinen Bann ziehen können. Und musikalisch klingt es nicht wirklich retro, sondern erfrischend neu, weil man schon lange vergessen hat, wie ein Waylon Jennings in den 1970er Jahren klang.
Und die Emotionen, die aus "Metamodern Sounds of Country Music" tropfen, umspannen von nüchtern-tragisch zu hoffnungsvoll-aufgewühlt das breite Spektrum menschlicher Gefühle ('
The Promise'). Man kann nur gespannt sein, was wir 2015 von Sturgill Simpson noch zu hören kriegen werden
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