Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

1,8 Meter tief

"Das Konzept, dass ein Grab immer 6 Fuß (1,8 Meter) tief sein muss, gibt es schon sehr lange. Allerdings gibt es keine einheitliche Meinung darüber, warum das so ist. Für manche kommt es aus dem London des Jahres 1665, als der Bürgermeister die Anweisung gab, alle Gräber zumindest 6 Fuß tief zu machen, in der Hoffnung, eine weitere Verbreitung der Pest einzudämmen."
(Chris Raymong / verywellhealth.com, 14. Oktober 2023)

Entsprechend ist die Redewendung Six Feet Deep oder Six Feet Under in der Englischen Sprache längst zu einem Synonym für tot und begraben geworden. Oder auch im übertragenen Sinne dafür, jemanden umzubringen. Wenn ein Lied somit den Titel 'Six Feet Deep' trägt, dann lässt sich vermuten, dass es darin auch genau um dieses Thema geht. Im vorliegenden Fall ist das tatsächlich so, denn es handelt sich um eine Mörder-Ballade, wie sie im Country Genre immer wieder auftaucht.

Ich habe ein Loch gegraben, 1,8 Meter tief,
um sicherzugehen, dass du niemals mehr zurückkommst.
Ich habe dein Gewand verbrand und deine Schlüssel weggeworfen,
um sicherzugehen, dass du niemals mehr zurückkommst.
(Six Feet Deep / Atia Chade Boggs, Dave Bassett, Ingrid Andress)

Der Song, an dem Ingrid Andress als namhafte Künstlerin beteiligt war, stellt sicher, dass niemand mit dem Opfer Mitleid haben muss, denn er stellt die Person in das erdenklich schlechteste Licht. Da ist von Betrügen, Lügen, Stehlen und Rauben die Rede: und ich weiß, niemandes Gefühle werden verletzt sein, wenn ich ihnen sage, dass du einfach verschwunden bist.

'Six Feet Deep' ist bereits der sechste Song, den die zierliche, inzwischen 24-jährige Lanie Gardner veröffentlicht hat. Ursprünglich aus North Carolina stammend, aber inzwischen in Nashville beheimatet, erregte sie erstmals im Oktober 2020 große Aufmerksamkeit, als eine von ihr zu Hause aufgenommene Cover-Version des Fleetwood Mac Songs 'Dreams' viral ging. Bis dahin war sie eine von unzähligen anderen hoffnungsvollen Jugendlichen, die auf TikTok und YouTube bekannte Hits coverten.

Aber danach ist alles anders! Ihre 'Dreams' Version, die aktuell auf YouTube bei 48 Mio. Aufrufen hält, macht nicht nur die Jonas Brothers auf sie aufmerksam, sondern bringt ihr mit deren Hilfe auch einen Vertrag bei Republic Records ein. Und auch David Guetta holt ihre Stimme auf seine eigene Version von 'Dreams'.

Im November 2022 veröffentlicht sie dann endlich eigene Musik. Es ist das von poppigen Beats getriebene 'Better Luck Next Guy', an dem sie als Songschreiberin auch selbst beteiligt ist. Das Lied handelt nicht, wie man aus dem Titel vermuten würde, vom eigenen Pech in der Liebe, sondern von dem der anderen Mädels, die ein Auge auf ihren Freund geworfen haben: denn die einzigen, die er liebt, sind Jack Daniels und mich.

Im März 2023 folgt das ruhigere 'Roses & Wildfire', an dem sie erneut als Songschreiber beteiligt ist und das vom Ende einer Beziehung erzählt. Und über das aristopr.com schreibt: "[Der Song] demonstriert Gardner's außergewöhnliche Fähigkeit, klassischen Rock-Biss nahtlos mit ihren Folk-Wurzeln aus den Appalachen zu vermischen und damit einen Pop-Country Sound zu erschaffen, der sich nicht einordnen lässt."

Diese Vielseitigkeit vertieft sie im August 2023 mit dem bluesrockig-pulsierenden 'Daughter of a Gun', das zum Themensong für die Ultimate Fighting Championship (UFC) am 16. September 2023 in Las Vegas zwischen den beiden Kämpferinnen Alexa Grasso und Valentina Shevchenko auserkoren wird.

Nur 2 Monate später zeigt sie mit den elektronischen Pop-Elementen auf 'Blood Mountain' eine weitere Seite von sich. Und singt am gleichen Tag im folk-rockigen Singer-Songwriter Stil von 'House of Mirrors' über die Wirren der Liebe: ich schwöre, die Liebe fühlt sich an wie ein Circus.

Ende Oktober lädt Jelly Roll sie dann nach Sioux Falls im US-Bundesstaat South Dakota ein, um seine Show zu eröffnen und später mit ihm auf der Bühne zu singen.

Das Jahr 2024 beginnt Lanie Gardner schließlich mit ihrem neuesten Song, der Mörder-Ballade 'Six Feet Deep', welche sie wieder mehr in Country Gefilde führt. Diese erfrischende Selbstverständlichkeit, mit der sie verschiedene Stilrichtungen gekonnt bedient, und eine Stimme, die so klar ist und gleichzeitig unverkennbares Charisma hat, macht sie zu einer interessanten Künstlerin mit viel Potential. Gleichzeitig aber macht es sie auch schwer einordenbar. Noch steht sie am Beginn ihrer Karriere und es scheint, als wolle sich niemand festlegen, wohin es am Ende gehen soll.

Von Classic Rock und Country Wurzeln spricht ihre Webseite bei den Jonas Brothers. Und im Interview mit Jake Banfield auf Apple Podcasts sagt sie selbst: "Ich bin mit ganz verschiedenen Musikrichtungen aufgewachsen, was es ein wenig schwierig machte, als ich mit der Musikindustrie konfrontiert wurde. Denn da sollte ich ein Genre wählen und einen Sound wählen. Und je länger ich mich damit befasste, umso klarer wurde mir, dass ich das nicht will. Es ist dann fast so, als fühlte ich mich unzufrieden mit meiner eigenen Musik, wenn es darin nur um ein Genre ginge."

"[Daher wollen wir] genau das auch mit dem Projekt umsetzen, an dem wir zur Zeit arbeiten: es möglich zu machen, in verschiedenen Formaten erfolgreich zu sein", ergänzt Lanie Gardner forsch. Und stellt sich selbst damit vor eine Herausforderung, an der schon so viele Musiker vor ihr gescheitert sind. Nämlich erfolgreich zu sein, in einer kommerziellen Musik-Welt, die nur Schubladen zu kennt - ohne sich selbst dabei in eine solche stecken zu lassen.

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