Balladen & Bangers: Handshakes in Heaven & Learn About Love

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"Was macht einen Banger? Das wichtigste ist der Hook, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, nachdem man den Song nur einmal gehört hat. Außerdem hat er einen festen Beat, zu dem man sich einfach bewegen muss. Und Wiedererkennung ist ebenfalls ein Schlüssel." (DJ Rinehart / deepinthemix.com, 23. Juli 2023)

Wildpferde

"Pferde lassen sich am Amerikanischen Kontinent vor rund 4 Mio. Jahren erstmals nachweisen. Aber vor etwa 10.000 Jahren verschwanden sie aus fossilen Funden. Als Hernán Cortez 1519 in Mexiko landete, brachten Spanische Siedler das Pferd wieder nach Amerika, wo es über indigene Handelswege rasch Verbreitung fand."
(Will Sullivan / www.smithsonianmag.com, 3. April 2023)

Ob es nun Hernán Cortez zu Beginn des 16. Jahrhunderts war, oder doch schon Christoph Kolumbus auf seiner zweiten Fahrt Ende des 15. Jahrhunderts, mit dem das Pferd wieder auf dem Amerikanischen Kontinent landete, wird sich wohl nicht so rasch klären lassen. Fest steht hingegen, dass es rasch essentieller Bestandteil der nomadisch lebenden indigenen Völker Nordamerikas wurde. Es machte sie als Reitervölker zu erfolgreichen Büffel-Jägern und zu gefürchteten Kriegern. So bezeichnete etwa Major Marcus Reno von der US-Cavalry nach der berühmten Schlacht am Little Big Horn 1876 die Sioux und Cheyenne als die beste [leichte] Kavallerie der Welt.

Aber mit der Vernichtung der Büffel verschwanden auch die Reitervölker aus den weiten Ebenen Nordamerikas. In Reservate gezwungen, verloren sie auch das Pferd als zentralen Teil ihrer Kultur. So begannen sich die Mustangs als Nachfahren europäischer Pferde auf den nordamerikanischen Prärien selbst ungehindert zu verbreiten. Ohne natürliche Feinde führte das rasche Wachstum ihrer Herden dazu, dass ihre Anzahl in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sogar eingedämmt werden musste. 1971 schließlich stellte der Amerikanische Kongress diese wilden Pferde im Burros Act unter Naturschutz.

Zu der Zeit hatte man das Pferd jedoch längst mit einer anderen Symbolfigur des Amerikanischen Westens untrennbar verknüpft: dem Beruf des Rinderhirten oder gemeinhin dem Cowboy. Es war nicht zuletzt das Kino, das ihn mit Beginn des 20. Jahrhunderts zum großen Helden stilisierte. Das Ende der Stummfilmzeit 1927 eröffnete dem Western-Film mit dem Singing Cowboy dann sogar ein eigenes Sub-Genre.

In diesem sang der Cowboy von den Gefahren und dem harten Leben als Rinderhirte. Nachdem sich John Wayne (Riders of Destiny, 1933) mit nur wenig Erfolg darin versucht hatte, wurden Darsteller wie Roy Rogers, Tex Ritter und Gene Autry bis in die 1950er Jahre hinein zu großen Publikumslieblingen. Die Wurzeln der Musik, mit der sie das Leben der Cowboys beschrieben, die vorwiegend in den westlichen Bundesstaaten mit ihren weiten Ebenen zu Hause waren, lässt sich bis auf europäische Folk Songs aus Großbritannien zurückverfolgen.

Diese Western Music war so etwas wie das Pendant zur abschätzig bezeichneten Hillbilly Music im Südosten der Vereinigten Staaten und gleichermaßen beliebt bei der einfachen Land-Bevölkerung. Als der Begriff Hillbilly Music zunehmend durch Country Music ersetzt wurde, veröffentlichte das Billboard Magazine 1949 die erste Country and Western Chart. Und begründete damit quasi ein neues Genre, das eigentlich aus zwei verschiedenen Musikrichtungen bestand, aber ein vergleichbares Publikum ansprach.

1962 wurde diese Billboard Chart dann in Hot Country Songs umbenannt, eine Bezeichnung, die bis heute Bestand hat. So findet sich dort in der Ausgabe vom 8. Jänner 2024 auf Platz 26 der Titel 'Wildflowers and Wild Horses' von Lainey Wilson. In der Radio (Billboard Country Airplay) Chart hat der Song bereits die Top-20 erreicht. Es ist die dritte und neue Single aus ihrem preisgekrönten, aktuellen Album "Bell Bottom Country". Lediglich die Entscheidung für die Veröffentlichung dieser so anders klingenden Mid-Tempo Nummer als offizielle Single kam für manche etwas überraschend.

"[Das Lied] zeigt definitiv meine Western-Seite und führt mich zurück in meine Kindheit, zu meinen Wurzeln", betont die 31-jährige Künstlerin, die bereits mit 9 Jahren das erstemal auf einem Pferd gesessen hat, wie sie im Interview mit American Songwriter erzählt.

Gemeinsam mit Paul Sikes und Trannie Anderson geschrieben, dreht sich das Lied um Unabhängigkeit und Eigenständigkeit, aber auch darum, sich nicht von Schwierigkeiten unterkriegen zu lassen.

Ich bin vier Fünftel draufgängerisch
und ein Fünftel Jack [Daniels].
Ich zwänge mich wie ein Gänseblümchen durch Risse im Bürgersteig,
ja ich lasse meiner Verrücktheit ihren freien Lauf,
mit Wildblumen und wilden Pferden.
(Wildflowers and Wild Horses / Lainey Wilson, Paul Sikes, Trannie Anderson)

Bereits im August 2023 hatte das Western-Thema Lainey Wilson einen Mehrjahresvertrag mit dem Unternehmen eingebracht, das wie kein anderes für Western im Modebereich steht, nämlich Wrangler. "Ich habe mein ganzes Leben den Western Lifestyle gemocht und nichts fühlt sich mehr zu Hause an, als ein Paar Wranger Jeans", betonte die Künstlerin werbegewandt bei Billboard Magazine.

Kein Wunder also, dass sie auch beim von Wrangler gesponserten National Finals Rodeo (NFR), dem Saison-Finale der besten Rodeo-Reiter des Jahres in Las Vegas, einen musikalischen Auftritt hatte. Ein Auftritt bei dem sie nicht nur 'Wildflowers and Wild Horses' in einer eindrucksvollen akustischen Version präsentierte, sondern auch bewies, dass sie es in der Tat versteht, selbst ein Pferd zu reiten.

'Wildflowers and Wild Horses' ist der 14. Titel auf dem aktuellen Album von Lainey Wilson und beginnt mit einem 30-Sekunden Intro aus mystischen Banjo- und Gitarrenklängen. Dieses passt perfekt zur dramatisch-feurigen Umsetzung, mit der Lainey Wilson den Song bei den 57. Country Music Association (CMA) Awards am 9. November 2023 erstmals live präsentierte. Lediglich für die offizielle Radio-Single schien das Intro unpassend und wurde daher entfernt.

Trotzdem bleibt der Song überraschend anders als all das, was man zur Zeit in den Charts sieht und hört. Viele geben dem Lied deshalb keine großen Chancen, ganz nach oben zu klettern. Aber gleichzeitig lässt der Song damit aufhorchen und gewinnt mit jedem Hören an Eingängigkeit. Nicht zuletzt auf Grund der Emotionalität, mit der Lainey Wilson den Song lebt. Es fällt nicht schwer, ihre Identifikation mit dem Song zu erkennen. Denn wie sagt sie im Gespräch  mit countrynow.com: "Ich bin die fünfte Generation von Farmern im Nordosten von Louisiana. Einer Familie aus eigensinnigen Leuten, die immer irgendwie ihren eigenen Weg gegangen sind."

 

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