Das war das 2015 CMA Music Fest (Tag 2)!

Freitag, 12. Juni 2015: auf der Gildan Bühne vor dem Hard Rock Cafe tritt der junge Ben Gallaher auf. Im Dezember 2014 unterschrieb er für Sony Nashville, aber das erste Album ist noch nicht veröffentlicht, sondern noch in Ausarbeitung. Auf itunes gibt es lediglich eine alte Single aus dem Jahre 2013, 'Last Train' zu kaufen. Aktuelleres Material präsentiert er unplugged auf seiner Facebook Page.

Ein schmächtiger, 23-jähriger Junge mit gewaltiger Stimme und grossartigem Gefühl für erdig rockigen Sound, der auch selbst seine Songs schreibt. Leider verhindert ein Regenguss, dass Ben Gallaher sein Set zu Ende spielen kann. Aber so kann ich hinter der Bühne mit ihm ein paar Worte wechseln. Im Sommer soll sein erstes Album erscheinen, ich wünsche ihm alles Gute und bin schon gespannt darauf.

Auf der Riverfront Bühne treten Restless Heart auf, eine der ganz grossen Gruppen aus den 1980/1990er Jahren und eine meiner Lieblingsinterpreten. Der mehrstimmige Sound ist nicht verloren gegangen, auch wenn sie alle 20 Jahre älter und schwerer geworden sind. Und wie zahm klingt doch ihr Sound heute im Vergleich zu aktuellen Songs.

 

Restless Heart auf der Riverfront Stage

Auf der Bud Light Bühne vor der Bridgestone Arena dauert der Soundcheck ungewöhnlich lange, bis endlich die Brothers Osborne mit ihrem Set beginnen. Dazu gehört das lange Gitarrensolo von John Osborne zu ihrem aktuellen Song 'Stay A Little Longer' (den es leider ausserhalb der USA noch immer nicht zu kaufen gibt). Nach einem weiteren Titel müssen sie jedoch ihr Set vorzeitig beenden, denn jeder Künstler bekommt nur 30 Minuten und die werden hart eingehalten, um das Programm auch durchziehen zu können. Da hilft es auch nichts, dass Lead Sänger TJ, die Gitarre auf den Boden knallt und von der Bühne stürmt; um sich dann doch nochmal zu entschuldigen.

 

Brothers Osborne auf der Bud Light Stage vor der Bridgestone Arena

 

Der Abend naht und man registriert einen knurrenden Magen. Im Normalfall ist das kein Problem, denn das Festival bietet genug "Fressbuden" für den kleinen Hunger zwischendurch. Wenn man sich aber in einem Restaurant niedersetzen und etwas erholen möchte, so wie 10.000e andere, dann wird das schwierig. Nicht in allen Restaurants kann man während der CMA-Woche reservieren und so muss man sich auf eine Standardwartezeit ab 45 Minuten einstellen, um einen Sitzplatz zu bekommen.

Wem diese beiden Varianten nicht behagen, der hat nur mehr die Möglichkeit zu warten, bis sich das Stadion zu füllen beginnt (also ab 19:30) oder so wie wir, sich auf einen etwas luxuriöseren Geheimtipp einzulassen. Fast direkt gegenüber unseres Hotels liegt das Etch. Auf einer relativ kleinen Speisekarte spielen sich unbeschreibliche Gaumensensationen ab. Laut Tripadvisor das Nr. 3 Restaurant in Nashville, laut Presse unter den Top 60 der Welt. So gut kann man in den USA essen!

Ab 19:00 strömen alle wieder in Richtung LP Field (dem Stadion), wo eine weitere Bühne (die Tailgate Bühne) die Besucher vor den Stadiontoren schon empfängt. Es wird einem kaum gelingen, der Live-Musik zu entgehen.

Der heutige Abend wird der abwechslungsreichste und progressivste der Woche. Eröffnet wird er wieder vom Oldies-Act, diesmal sind es die Oak Ridge Boys. Und sie bringen als Überraschungsgast Little Big Town auf die Bühne, mit denen sie eine grossartige Blues-Jam-Version ihres 35 Jahre alten Hits 'Elvira' spielen.

The Oak Ridge Boys auf der LP Field Bühne

Es folgt eine der besten Live-Bands, das Geschwister-Trio The Band Perry. Und ihnen gelingt es immer wieder, das Publikum zu überraschen und mitzureissen. Nach 'Gentle On My Mind', dem Glen Campbell Klassiker aus dem Soundtrack zur aktuellen Doku "I'll Be Me" über den Kampf von Glen Campbell gegen Alzheimer, die CNN am 28. Juni exklusiv ausstrahlt, folgt eine Coverversion eines der inzwischen erfolgreichsten Songs der Amerikanischen Musikgeschichte, das geniale 'Uptown Funk'.

Es folgen das Mädchen-Duo Maddie & Tae und Lee Brice in einem sehr gekürzten Set von nur jeweils 2 Songs. Dann folgt einer der unerwarteten Höhepunkte des Abends: Randy Houser. Nämlich spätestens in dem Moment, als er für den Song 'Like A Cowboy' die geballte Kraft seiner markanten Stimme nur zu einer akkustischen Gitarre präsentiert.

Die Zac Brown Band, die sich auf ihrem aktuellen Album auf gar keine Musikrichtung mehr festnageln lassen wollen, beweisen das mit einer makellosen Version des Queen-Klassikers 'Bohemian Rhapsody'. Aber natürlich darf auch ihr eigener Klassiker 'Toes' nicht fehlen.

Beim 45-Minuten Set von Lady Antebellum gibt es einen Querschnitt über ihre bisherigen Hits, aber so richtig zündet das Publikum erst beim Megahit 'Need You Know'. Dafür singt dann das ganze Stadion die vertrauten Textzeilen.

Über die die gigantischen LCD-Schirme flimmern nochmal die Highlights des Tages, ehe der aktuell wahrscheinlich erfolgreichste Country Star Luke Bryan zum Finale nochmal alle von den Sitzen reisst.

Zu praktisch allen Songs singt das Publikum mit und Luke Bryan kommt absolut natürlich rüber. Nichts wirkt einstudiert, ja teilweise hat man das Gefühl, er weiss selbst nicht, welche Wirkung er auf das Publikum hat. Wie ein kleiner Junge scheint er sich einfach darüber zu freuen. Das sieht man auch, als er unbeabsichtigt in die Nebelmaschine läuft. Neben dem aktuellen Party-Stomper 'Kick the Dust Up' spielt er überraschenderweise nicht seinen grössten Hit 'Country Girl (Shake It For Me)', sondern traut sich sogar ruhige und akkustische Töne mit dem besinnlichen 'Drink A Beer' anzustimmen.

Für alle viel zu schnell sind die 45 Minuten vorüber. Leider beendet heute kein Feuerwerk den Tag und so wandern die Besucher von LP Field in langen Menschenschlangen zurück über den Fluss. Es ist bereits nach Mitternacht und Nashville präsentiert eine perfekte Sommernacht nach der Hitze des Tages.

Nashville Skyline