2024: an der Kreuzung von Pop und Country

Bild
"2024 demonstrierten Pop-Künstler ihr Liebe für Country Music, und die Wählerschaft der Grammy Awards honorierte das. Pop und R&B Stars dominierten die Country Grammy Nominierungen, darunter Beyoncé, die als einzige Künstlerin eine Nominierung in allen 4 Country Kategorien erhielt." (Melinda Newman / billboard.com, 8. November 2024)

Weltmeisterlich!

Am 2. Feber 2015 wurde die Alpine Skiweltmeisterschaft 2015 in Vail/Beaver Creek, Colorado, USA eröffnet. Für die nächsten zwei Wochen wird dort auf den Pisten um Ruhm und Edelmetall gekämpft. Und wie immer macht sich das kleine Österreich bei dieser Nischenweltmeisterschaft grosse Hoffnungen!

Aber sollte das hier nicht eigentlich ein Country Music Blog sein? Ja, ist es auch. Aber selbst in der lokalen Presse wurde (ausnahmsweise) nicht verheimlicht, dass der offizielle WM-Song vom Countrysänger Steve Azar geschrieben und eingespielt wurde. Aber vielleicht geschah diese Randnotiz auch nur deshalb, weil Andreas Gabalier bei der Eröffnung gemeinsam mit Steve Azar den eben genannten Song ('Fly') im Duet präsentieren durfte.

Also wenn es ja doch nur um Andreas Gabalier geht, wer bitteschön ist dann eigentlich dieser Steve Azar?

Steve Azar kommt nicht nur unheimlich sympathisch rüber, sondern ist auch einer derjenigen, hoch talentierten Musiker, die ihr ganzes Leben lang hart arbeiten und kämpfen - und denen dann doch nie der ganz grosse Durchbruch gelingt. Und bei Steve ist es ganz besonders schade, denn er hat soviel zu bieten.

Bereits in den 1990ern war er nach Nashville gekommen und hatte 1996 auf dem kleinen Label River North sein erstes Album "Heartbreak Town" veröffentlicht. Ein durch und durch gelungenes Werk mit eingängigen Melodien, modern und abwechslungsreich, radio-tauglich. Kommerziell war es leider nicht sehr erfolgreich. Und da half es auch nicht wirklich, als kurz danach auch noch das Label eingestellt wurde.

Und Steve Azar, der eben erst zaghaft begonnen hatte, sich aus dem Halbdunkel ins Scheinwerferlicht vorzutasten, wurde zurück in die pechschwarze Finsterniss geworfen. Aber Talent geht nicht so schnell unter. Es dauerte allerdings bis 2001, dass er von Universal Music Group Nashville unter Vertrag genommen wurde und 2002 sein kommerziell erfolgreichstes Album "Waitin' On Joe" veröffentlichte.


Die flotte erste Single 'I Don't Have to Be Me ('Til Monday)', in der es darum geht, am Wochenende mal ordentlich vom Arbeitsalltag abzuschalten, sprach sehr vielen aus dem Herzen und stieg bis auf Platz 2 der Billboard Hot Country Singles.

Alle Titel auf "Waitin' On Joe" schrieb Steve selbst und darunter sind Ohrwürmer wie 'My Heart Wants to Run', der Titelsong oder auch die Schlussballade, 'River's On The Rise', die seine Beziehung zu Mississippi (seinen Heimatstaat als auch dem Fluss) so schön widerspiegelt. Und bei dem Titelsong gelang es ihm sogar Morgan Freeman für das stimmungsvolle Video zu verpflichten.

Wer könnte die träge Gemächlichkeit des Flusses besser widergeben, als Morgan Freeman, in einem Schaukelstuhl sitzend und auf den Fluss blickt, während seine knorrige Stimme von einer akustischen Slide Gitarre untermalt wird? Trotzdem kam der Song 'Waitin' On Joe' nur auf Platz 28 und so war es wohl naheliegend, sich wegen Erfolglosigkeit zu trennen ...

Es dauerte weitere 5 Jahre bis sich ein neues Label (das unbekannte Midas Records Nashville) fand, das sein Nachfolgealbum "Indianola" veröffentlichen sollte. Aber als die Vorabsingle 'You Don't Know A Thing' nicht die Top-40 erreichte, platzte der Deal und die harten 10 Jahre in Nashville und "on the road" forderten ihren Tribut: eine Kehlkopfoperation warf ihn noch weiter zurück.


Aber Steve Azar gab nicht auf. Er begann sich auf seine Wurzeln zu besinnen, das musikgeschichtsträchtige Mississippi Delta. Er gründete ein eigenes Label und brachte 2008 "Indianola" (benannt nach einem kleinen Ort in Mississippi) und im Folgejahr "Slide One Over Here". Beide Alben versuchten nicht mehr zwingend Country Chart Material zu produzieren, sondern begannen Einflüsse der Delta-Region aufzunehmen: da waren nun Rock und Blues Einflüsse, Slidegitarren, wie auf dem endgeilen 'Flatlands' oder dem funkigen 'Sweet Delta Chains'.


Und mit 'Moo La Moo' (bei dessen Video Gary Valentine von King Of Queens mitwirkte und sogar einen "dance move" dafür kreierte) und 'Sunshine' tauchte er sogar wieder zumindest in den hinteren Regionen der Charts auf. Daneben tourte er sogar mit Bob Seger und der Silver Bullet Band. Und an diesem neuen Stil hielt er fest und fasste ihn 2011 im Album "Delta Soul" zusammen: Blues, Rock, Soul und Country, in einer Zusammenstellung eigener Werke aus seiner bisherigen Karierre. Das Album trägt den Untertitel 'Volume One' und macht Lust und Laune auf 'Volume Two'.


Leider lässt dieses bis dato auf sich warten. Aber vielleicht gibt es ja nun mit dem coolen Song 'Fly' (den es sowohl auf der Österreichischen itunes Seite, als auch auf amazon.de zu erwerben gibt), einen neuen Anstoss und neues Interesse an mehr Musik von einem höchst talentierten und sympathischen Musiker aus Mississippi, namens Steve Azar, der sich nie unterkriegen ließ.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schlafzimmer-Song

Du wirst an mich denken!

Whiskey wegen dir

Reggae Stiefel

Irland

Garthquake