Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Nur ein Licht im Ort

"Aber ich rufe sie immer noch an, wenn ich zuviel getrunken habe
und sie kommt und bringt mich heim
wenn ich in Erinnerungen ertrinke, die nicht sie sind,
[dann] starre ich durch ihre Windschutzscheibe, auf dem Weg nach Hause
und hoffe, dass sie es nicht erkennt, ..."
(Drove Me to the Whiskey / Casey Donahew)

Ganze 7 Alben hatte der 42-jährige Texaner Casey Donahew seit 2006 als Independent Artist in Eigenregie veröffentlicht und ist damit zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler der texanischen Musikszene geworden, die so endlos zu sein scheint, wie der US-Bundesstaat selbst. Am 26. Juli 2019 ist nun sein 8. Album erschienen, ein besonders engagiertes Projekt mit 15 Songs, für die der selbst songschreibende Casey Donahew eine Reihe namhafter Nashville Songwriter beigezogen hat.

So steuerte Jeff Hyde, den man aus dem Umfeld von Eric Church kennt, nicht nur seinen Song 'Fiction' bei (der bereits auf dessen Album "Norman Rockwell World" erschienen war), sondern er half auch beim Titelsong 'One Light Town'. Das Wortspiel, das die instinktive Bedeutung eines Ortes, der so klein ist, dass er nur eine Ampel hat, dahingehend abwandelt, dass das einzige echte Licht im Ort die eine besondere Frau ist, gehört allerdings textlich nicht zu den Highlights des Albums, um beim Wortspiel mit dem Licht zu bleiben.

Viel mehr beeindruckt da die von Casey Donahew selbst geschriebene Klavier-Ballade 'Drove Me to the Whiskey' über die vergeblichen Versuche, die Erinnerungen an eine zerbrochene Liebe abzuschütteln und die daraus entstandene hoffnungslose Zerrissenheit, es die neue Partnerin nicht wissen zu lassen. Denn es ist ja nicht sie, die ihn zum Alkohol treibt, sondern die Erinnerungen an die Frau davor. Aber das kann er ihr nicht sagen. Ein Dilemma aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint, ohne die neue Beziehung zu gefährden.

Ein mindestens ebenso ernstes Thema verarbeitet er im von Tim Nichols, Jeff Outlaw und Wynn Varble geschriebenen 'Still Ain't Made It Home'. Wie schon der Titel vermuten lässt, geht es um die PTSD-Thematik von heimgekehrten Kriegsveteranen. Sie sind körperlich wieder zu Hause, aber psyhisch haben sie es nicht geschafft.
Sie sagte mir, dass sie ihn immer noch liebt, aber es ist verdammt hart.
Sie sagt, er schläft nicht, trinkt viel und zieht sich sehr zurück.

Zum Glück sind nicht alle Songs auf dem Album so intensiv. Stilistisch bewegt es sich im weiten Feld von Texas Country und damit näher an traditionellen Klängen, als Produktionen aus Nashville. Trotzdem scheint man ein Auge auf einen möglichen kommerziellen Radio-Erfolg außerhalb von Texas geworfen zu haben. Was nach den Erfolgen von Aaron Watson ja nicht mehr so unmöglich erscheinen mag, wie noch einige Jahre zuvor.

Mit dem kommerzielleren Sound von 'Let's Make a Love Song' ist die aktuelle Single zumindest in den Texas Charts bereits sehr erfolgreich. Und nachdem der Song ursprünglich Blake Shelton als möglichen Sänger in Erwägung gezogen hatte, könnte das schon in das Konzept von Country Radio passen. Auch wenn der wahre Ohrwurm auf dem Album zweifellos 'Southern Girl' ist.

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