Tagebuch einer Songschreiberin

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"Sei aufgeschlossen und höre es an einem ruhigen Ort. Lass dich mitnehmen. Höre es von Anfang bis zum Ende. Ich hoffe, du lernst ein bisschen über mich oder vielleicht auch über dich. Wir alle versuchen das [Leben] zu verstehen oder brauchen auch mal eine Pause davon. Lasst mich euch dabei helfen." (Lanie Gardner / sweetyhigh.com, 25. Oktober 2024)

Edelweiss

Am Boden sitzend, durchstöberte er alte Photos.
Lachend zeigte er auf eines und rief, "Da bin ich!"
"Nein, mein Sohn", sagte ich, "Das ist Dein Vater."
Auch ich war einmal jung, und sah so aus wie Du.
(Robert Byrne, Richard Leigh / 'I Was Young Once Too' - Alabama)
Und wieder steht ein Weihnachtsfest vor der Tür und versucht den unmöglichen Spagat, seine religiös-historischen Wurzeln mit dem Kommerz der westlichen Welt zu verbinden. Inzwischen ist es ohne eine der beiden Themen nicht mehr denkbar und es liegt wohl an jedem selbst, das Mittelmaß zu finden.
Hin- und hergerissen zwischen der glitzernden Geschenkewelt, in die einen die Werbung, aber auch die Kinder hineinziehen, und den tieferen, besinnlicheren Gedanken, in denen Menschen im Mittelpunkt stehen. Menschen aus der eigenen Familie, für die man sonst vielleicht zu wenig Zeit hat, oder auch Menschen, denen es einfach im Leben nicht so gut geht.

Lieder und Musik schaffen so einen Spagat. Sie werden von der Werbung benutzt, um weihnachtliche Gefühle zu erzeugen und an die noch nicht gekauften Geschenke zu erinnern, aber auch um Menschen zusammenzubringen, wenn sie gemeinsam singen oder anderen beim Singen zuhören. Sei es in der Kirche, am Weihnachtsmarkt oder in der eigenen Familie.

Kein Wunder, dass jedes Jahr immer wieder neue Aufnahmen von Weihnachtsmusik auf den Markt kommt. Für manche Künstler scheint es eine Pflichtübung zu sein, mit der xten Aufnahme eines Weihnachtsklassikers auch vertreten zu sein, andere machen sich wirklich Gedanken oder schreiben sogar neue Musik und liefern so ganz besondere Kunstwerke, die die weihnachtliche Stimmung ganz besonders widergeben.

Und so wie das Leben spielt, kann eine weihnachtliche Stimmung in allen Facetten einherkommen. Freudig aufgeregt, besinnlich ruhig, melancholisch einsam. Von einem guten Weihnachtsalbum wünsche ich mir das auch. Soundmässig ist der Big Band Sound der beliebteste und eingängigste, und auch die meisten Country Weihnachtsalben von heute halten sich mehr oder weniger daran.

Mit nur 6 Titeln liefert LeAnn Rimes 2014 ein zwar kurzes aber sehr abwechslungsreiches Album, nämlich "One Christmas: Chapter One" ab. Von einer engelhaften Interpretation des ewigen, Österreichischen Weihnachtsklassikers 'Silent Night Holy Night [Stille Nacht, Heilige Nacht]' über das peppige 'I Want A Hippopotamus for Christmas' zu einem Dance-Version-angehauchten 'Carol of the Bells'.

Ein grossartiges Album veröffentlicht der in der Versenkung verschwundene, ehemalige Lead Sänger der erfolgreichen Country-Rock Band Little Texas aus den 90ern, Tim Rushlow. Und der Titel verrät wohin es geht: "His Big Band Classic Christmas". Durchwegs bekannte Titel im swingenden Stil, grossartig interpretiert. Und als Zugabe gibt es dann doch noch einen praktisch unbekannten Titel, nämlich 'Edelweiss'.

Eines der kommerziell erfolgreichsten Weihnachtsalben 2014 legt Darius Rucker (ehemaliger Lead Sänger der Rock Band Hootie and The Blowfish) mit "Home For The Holidays" vor. Seine markante Stimme geleitet uns durch 12 Titel, die Mehrzahl bekannt, aber aufgelockert durch den einen oder anderen wenig bekannten bzw. völlig neuen, wie 'What God Wants For Christmas', zu dem es sogar ein offizielles Musikvideo gibt. Auch dieses Album machen Big Band Sound Anleihen extrem angenehm zu hören.

Fast durchwegs bekannte Titel präsentiert Sara Evans auf ihrem "At Christmas". Der Sound hier ist mehr Country Pop als auf den vorherigen Alben. Das vom Stil her vielleicht abwechslungsreichste Album liefert jedoch Gretchen Wilson mit "Christmas In My Heart". 10 mehr oder weniger bekannte Titel zeigen sich in unterschiedlichster Gestalt, von rockig-bluesig bis zu jazzig und Honky-Tonk Country.


Auch John Schneider und Tom Wopat, bekannt aus der US-Fernseh Serie "Dukes of Hazzard" melden sich mit einem gemeinsamen Weihnachtsalbum 2014 zurück. Tom Wopat selbst hat sich von Country zu Jazz verändert, um John Schneider ist es als Sänger schon lange still geworden. Auf "Home for Christmas" präsentieren sie eher weniger bekannte Titel, im angenehmen Jazz-Pop-Big Band Stil.

Und für diejenigen, die den jährlichen Weihnachtskitsch mit Schneeflocken und Winter nicht aushalten, für den hat Kenny Chesney den neuen Weihnachtssong 'Christmas in Blue Chair Bay' mit den entsprechenden Karibik Impressionen und Wünschen als offizielles Video versehen. Der Song selbst ist auf keinem Album, sondern nur bei itunes als Single erhältlich.

Die ultimative Vorgabe für Weihnachtsalben hält allerdings immer noch Alabama, die auf Grund ihres Erfolges sogar 2 Weihnachtsalben veröffentlicht hatten. "Christmas" und "Christmas II" waren die simplen Titel der beiden Werke aus den Jahren 1998 und 2000. Beide waren deshalb so besonders, weil sie fast durchwegs wirklich neue Musik beinhalteten, darunter Kinder-Favoriten, wie 'Thistlehair The Christmas Bear', das hoffnungsvolle 'Candle In The Window' oder 'Joseph and Mary's Boy'.
2014 wurden beide Alben als "Classic Christmas Album" mit 16 Titeln (darunter auch der sentimentale Klassiker 'Angels Among Us') neu veröffentlicht. Ein Werk, das ich jedem nur ans Herz legen kann.

Weihnachten hat auch mit Erinnerungen zu tun. Erinnerungen an vergangene Zeiten, die für jeden andere Bilder und Gefühle mit sich bringen. Sie sind Teil unserer persönlichen Geschichte. Wie heisst es im traurig, besinnlichen Alabama Song 'Christmas Memories':
Großvater ist nicht mehr da,
aber wir bleiben dabei,
denn auch die Kleinen werden sie brauchen,
die Erinnerungen an Weihnacht,
an lang vergangene Zeiten.
Sie kommen zurück und wärmen mein Herz,
sie bedeuten mir so viel,
diese Erinnerungen an Weihnacht,
sie bringen mich zum Weinen.

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